Rena Textilpflege - Vorbildliche Logistik In der Textilreinigung 2018
Rena Textilpflege, Sömmerda
Ein Schranksystem für Businessgarderobe
Früher hat Frank Besold Unternehmen beraten, wie sie erfolgreicher werden können. Heute ist er als geschäftsführender Gesellschafter der Rena Textilpflege bei Erfurt selbst ein erfolgreicher Unternehmer. Mit einem innovativen Schließfachsystem, der „Laundrybox“, will er nun eine neue Logistik der Textilreinigung etablieren und der Branche damit zu neuen Umsätzen verhelfen.
Für Frank Besold ist dieser Sommer eine spannende Zeit. Jahrelang hat er an der Idee seiner Laundrybox – eine Art Schranksystem für Businesskleidung – getüftelt. Seit Mai des Jahres wird sie nun erstmals in der Praxis erprobt. „Ich bin wirklich gespannt, wie sich das Konzept in der Praxis bewähren wird“, sagt der gebürtige Münchner und Geschäftsführer der Textilpflege Rena in Sömmerda bei Erfurt. Wenn alles nach Plan läuft, könnte das System, das bundesweit im Lizenzsystem angeboten werden soll, schon in wenigen Jahren für neue Umsätze bei deutschen Textilreinigern sorgen.
„Auf die Idee für das Konzept gekommen bin ich durch die Schranksysteme, die in vielen Krankenhäusern und Industriebetrieben dafür sorgen, dass Mitarbeiter regelmäßig frische Berufsbekleidung bekommen“, berichtet der studierte Betriebswirt. „Ich habe mir gedacht, warum soll das nicht auch mit Businesskleidung von Büroangestellten funktionieren, immerhin gibt es rund zwei Millionen Anzugträger in Deutschland.“ Businesskleidung mache bereits jetzt die Hälfte des Umsatzes an der Textilreinigung aus, rund 500 Millionen Euro. Und die Prognose sei weiterhin positiv. „Die Zahl der Anzugträger steigt, es gibt einen starken Trend zur Fremdbearbeitung bei Hemden und die Branchenkonsolidierung macht weitere Preiserhöhungen möglich“, erläutert Besold.
„Zunächst wollen wir uns auf die Träger von Businesskleidung konzentrieren. Unsere Markteintrittsstrategie zielt deshalb darauf ab, Laundrybox-Schließfachsysteme zunächst in Bürogebäuden großer Firmen zu etablieren“, sagt Besold. Später soll der Service dann auch für die Kleidung von Privatleuten angeboten und Service-Points in Einkaufszentren, Bahnhöfen oder Tankstellen eingerichtet werden. Wichtig sei vor allem eine schnelle und bequeme Erreichbarkeit, denn die entscheide maßgeblich über die Nachfrage nach textilen Dienstleistungen. „Zu kurze Öffnungszeiten und eine schlechte Lage gehören zu den häufigsten Ursachen für die Unzufriedenheit von Kunden mit dem Service Textilreinigung“, so Besold. Das haben er und sein Geschäftspartner in einer eigens durchgeführten Studie herausgefunden.
Laundrybox ist da, wo die Kunden sind
Genau diese Schwachpunkte soll das Laundrybox-Konzept vermeiden, indem es die Textilreinigung dort anbietet, wo die Kunden sind – am Arbeitsplatz, auf dem Weg zur Arbeit oder nahe dem Zuhause – und das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Die Funktionsweise ist äußerst einfach: „Der Kunde öffnet den Spind, gibt seine zu reinigende Kleidung hinein, verschließt die Tür und sperrt das Fach mit einem individuell wählbaren vierstelligen Code ab“, erläutert Besold. Anschließend erstellt er einen Auftrag über die Laundrybox-App oder -Website. Mitarbeiter der Partnerreinigung holen die Wäsche regelmäßig ab, reinigen sie und informieren den Kunden anschließend darüber, dass die Ware abholfertig im Schrank liegt. Bezahlt wird pro Stück, abgerechnet über Kreditkarte oder Paypal.
„Bislang haben Textilreinigungen zwei Möglichkeiten, ihre Umsätze zu erweitern“, sagt Besold. „Entweder sie vergrößern die Zahl der Annahmestellen oder sie steigen in das boomende Geschäft der Bringdienste ein.“ Beide Varianten hätten aber gravierende Nachteile. Annahmestellen seien personal- und dadurch kostenintensiv und lohnten sich dadurch nur an Standorten mit hoher Kundenfrequenz, die nicht so leicht zu finden seien. Bringdienste wiederum hätten den Nachteil von Wartezeiten und Lieferzeitenfenstern. „Außerdem verursacht jeder Lieferstopp Kosten in Höhe von 7,50 Euro“, rechnet Besold vor. „Bei einem durchschnittlichen Auftrag von 15 Euro müssten die Lieferkosten aktuell viel höher sein, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Ich glaube nicht, dass Bringdienste die Dichte erreichen werden, die sie bräuchten, um rentabel zu sein.“
Zwar werde man mit dem Konzept der Laundrybox nicht 100 Prozent der Kunden wie mit einer Annahmestelle ansprechen können, räumt Besold ein. Aber im Vergleich zu alternativen Modellen wie einer 24/7-Annahmestelle oder einem Bringdienst sei das Konzept ein kostengünstiger Vertriebskanal mit geringem Risiko. „Interessant ist es für jeden Textilreinigungsbetrieb, der Potenzial für fünf bis sechs Standorte sieht, ob Innenstadt, Speckgürtel oder auf dem Land ist dabei egal“, so Besold. Wichtig sei nur eine hohe Frequenz an Zielkunden. Dann lasse sich bei fünf Standorten ein zusätzlicher Umsatz von 72.000 bis 90.000 Euro erreichen.
Alles was eine Partnerreinigung brauche, sei ein internetfähiger Rechner samt Internetzugang sowie möglichst eigene Transportmöglichkeiten und idealerweise kurze Transportwege zwischen Produktion und Service-Points. Die Schließfächer kauft jede Textilreinigung selbst, die Lizenzgebühr für die Nutzung des Konzepts beträgt 15 Prozent vom Umsatz. Dafür bekommt jeder Servicepartner eine umfangreiche Beratung, Marketingunterstützung und eine Schulung, sodass er direkt loslegen kann.
Bundesweites Lizenzsystem
„Ich sehe uns als Systempartner, der es Reinigungen ermöglicht, ein unternehmerisches Konzept umzusetzen, das sie so alleine nicht machen könnten“, erläutert Besold. Anders als etwa Inhaber großer Wäschereien hätten die Eigentümer von Textilreinigen oft wenig Zeit, sich um unternehmerische Expansion zu kümmern, da sie selbst voll im operativen Geschäft eingebunden seien. „Außerdem scheuen viele das Risiko hoher Investitionen“, meint Besold. „Durch die Nutzung von Laundrybox können sie nun ihren Umsatz einfach steigern, ohne den Fokus auf ihren Betrieb zu verlieren.“
Eine sechsstellige Summe aus eigenen Mitteln haben er und sein Geschäftspartner bereits in die Entwicklung des Laundrybox-Systems investiert. Vor allem die Entwicklung der Software sei komplizierter gewesen als gedacht. Doch jetzt läuft alles stabil. Nachdem im Mai 2018 die Erprobungsphase mit mehreren Service-Points rund um Erfurt begonnen hat, sollen noch in diesem Jahr Textilreinigungen bundesweit das Konzept und die Software im Lizenzsystem nutzen können. „Jeder, der daran interessiert ist, ist herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden“, sagt Frank Besold, der neben seiner Erfahrung als Unternehmensberater auch die für ein Start-up nötige Risikobereitschaft mitbringt.
Der Unternehmergeist wurde ihm bereits in die Wiege gelegt. „Mein Urgroßvater hatte ein erfolgreiches Unternehmen für Druckerzeugnisse aufgebaut, das von den Großeltern und Eltern als Anlagenbauer weitergeführt wurde“, erzählt Besold. Doch bevor er selbst zum Unternehmer wurde, arbeitete er erst einmal viele Jahre lang als Berater in einer renommierten Unternehmensberatung. „Dass ich heute Inhaber einer Wäscherei bin, ist eher einem Zufall geschuldet und Pointe einer lange Geschichte“, sagt Besold. Die Kurzversion geht so: Ein wichtiger Zulieferer des elterlichen Betriebs hatte damals seinen Sitz in der DDR. Als sich der ostdeutsche Staat nach 1989 allmählich aufzulösen begann und viele Betriebe in die Hände der Treuhand fielen, kauften Besolds Eltern aus Sorge, keine Ersatzteile für ihren Betrieb mehr zu bekommen, das Unternehmen von der Treuhand. „Das war allerdings nur im Paket mit anderen Unternehmen möglich“, erzählt Frank Besold schmunzelnd. „Und in diesem Paket war eben auch eine Wäscherei.“
"Eine Art Textilservice für private Businesskleidung"
Nachdem er viele Jahre lang ausschließlich als Gesellschafter in Erscheinung getreten war, entschied sich Besold Ende 2013, selbst ins operative Geschäft der Wäscherei einzusteigen und die Geschäftsführung des 60-Mitarbeiter-Betriebs zu übernehmen. Ende 2014 kaufte er außerdem die bekannte Erfurter Textilreinigung „Wie neu“ mit mehreren Filialen hinzu, verlagerte den Zentralbetrieb aus Erfurt nach Sömmerda und integrierte die Chemischreinigung in den bestehenden Wäschereibetrieb. Außerdem investierte er in neueste Reinigungs- und Finishtechnik, unter anderem eine Ipura von Multimatic, die im Sprühverfahren ohne Bad und Schleudern arbeitet – ideal für die Reinigung empfindlicher Businessgarderobe. „Der Kauf der Wie-Neu-Reinigung war eine strategische Entscheidung“, sagt Besold. „Zwar hatten wir vorher schon ein wenig Chemischreinigung, aber jetzt sind wir in diesem Bereich viel professioneller aufgestellt und haben alle Möglichkeiten, das Laundrybox-Konzept im Raum Erfurt selbst umzusetzen.“
Mittelfristiges Ziel sei es, jedes zu reinigende Teil dauerhaft mit einem Barcode zu versehen. Das spare erstens Arbeit, weil der Aufwand, temporäre Zeichen anzubringen, entfalle, findet Besold. Zweitens lasse sich dadurch schnell feststellen, wie oft das Kleidungsstück schon gereinigt wurde und wie verschlissen es demnach sein dürfte – eine gute Argumentationshilfe für die Textilreinigung, falls es zu Diskussionen mit dem Kunden kommt. Für den Kunden hat es den Vorteil, dass er jederzeit Überblick über seine Garderobe hat und damit in die Lage versetzt wird, zu sehen, welche Kleidungsstücke ersetzt werden sollten. „Langfristig könnte sich daraus eine Art Textilservice für Business- und Privatkleidung entwickeln“, sagt Besold mit unternehmerischem Weitblick.
Vorbildliche Logistik In der Textilreinigung des Jahres 2018