Sonnenalp Wäscherei - Vorbildliche Logistik In der Wäscherei 2019
Sonnenalp Wäscherei, Ofterschwang
Mit RFID gegen „Schwarze Löcher“
Die Wäscherei des Fünfsterne-Superior-Resorts Sonnenalp im Allgäu setzt seit gut einem Jahr auf RFID-Technik für das Wäschemanagement. Dank der neuen Logistiklösung gibt es in der Wäscherei jetzt keine „Schwarzen Löcher“ mehr, in denen Wäsche spurlos verschwindet.
Die Radio-Frequenzy-Identification-Technology, kurz RFID, wurde in den 1960er Jahren unter anderem zur sicheren Identifizierung von Fahrzeugkomponenten im Automobilbau entwickelt. Heute hat die Technik, die die kontaktlose Datenübertragung mittels Transponder und Lesegerät ermöglicht, in vielen Branchen Fuß gefasst. Auch in der Textilpflege wird sie zunehmend eingesetzt, denn durch ein RFID-System lässt sich der Warenfluss in der Wäscheversorgung äußerst transparent gestalten. Beim Scannen der Teile werden sämtliche Kunden- und Artikeldaten erfasst und in Echtzeit an die EDV übermittelt. Eine spezielle Software ermöglicht dann individuelle Analysen und Abfragen.
Seit etwa einem Jahr setzt auch die Wäscherei des Luxusresorts Sonnenalb in Ofterschwang auf RFID-Technik. Die Wäscherei ist zugleich Textildienstleister für mehrere Luxushotels im näheren Umkreis und wäscht täglich sechs bis acht Tonnen Wäsche, die Hälfte davon Frottier. „Mit der Einführung des RFID-Systems von der Firma Ustek haben wir die Basis für ein effektives und zukunftsorientiertes Wäschemanagement geschaffen“, sagt Volker Parragi, technischer Leiter der Wäscherei. Die Transponder an der Ware geben nicht nur über Kunden und Art des Artikels Auskunft, sondern auch über die Anzahl der Waschzyklen, die das Wäschestück bereits hinter sich hat. Das System registriert mit der Eingabe bei der Kontrolle auch Nachwäschen und Verschleiß. So lassen sich Waschprozesse optimieren und es können Rückschlüsse auf die Warenbeschaffenheit gezogen werden. Über die Anmeldung der Mitarbeiter an der Station, wird zudem festgehalten, wer welche Ware bearbeitet hat.
Wäscherei Sonnenalp: 15 Mitarbeiter bearbeiten täglich bis zu acht Tonnen Wäsche - auch für externe Kunden.
Exakte Verbrauchsanalysen möglich
Von den Vorteilen des RFID-Systems hat Wäschereileiter Parragi auch seine externen Kunden überzeugt. Über die kundenbezogene Datenspeicherung erstellt er für sie Verbrauchsanalysen und ermittelt so den optimalen Warenbestand sowie den Investitionsbedarf im Leasing.
Zu den größten Vorteilen der Technik gehört, dass das RFID-System automatisch erkennt, wenn Ware längere Zeit nicht mehr im Waschprozess war. Per Handscanner lassen sich so leicht „versteckte Lagerreserven“ beim Kunden aufspüren. Betritt man damit den Raum, sendet der Transponder am Wäschecontainer automatisch ein Signal. „So gibt es kein schwarzes Loch mehr, in dem Ware oder Container verschwinden“, freut sich Parragi.
Entwickelt wurde das Ustek-Radiofrequenz-Trackingsystems „RFTT“ von Kutluhan Usta, Geschäftsführer der Wäscherei Pak in Istanbul, der es gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Aurora Objektwäsche in Deutschland vertreibt. Michael Fäßler, Inhaber des Resorts Sonnenalp, war sofort begeistert, als ihm sein Wäschereileiter von der innovativen Technologie berichtete. Der hatte sich die neue Technik zuvor ausführlich vor Ort in Istanbul demonstrieren lassen.
Rund 30 Prozent des Wäschepools des Sonnenalp-Resorts sowie die komplette Leasingware sind inzwischen mit UHF-Transpondern ausgestattet. Neuware wird nur noch mit eingearbeiteten Chips in Umlauf gebracht. „Der Mehrpreis von weniger als 30 Cent amortisiert sich über die Haltbarkeit des Chips“, erklärt Wäschereileiter Parragi. Objektwäschelieferant Aurora garantiert 200 Waschzyklen, in der Regel werden aber bis zu 500 erreicht.
Pilotbetrieb für die Region
Rund 100.000 Euro und knapp drei Monate Zeit hat Hotelier Fäßler investiert, um die neue Technik einzurichten. Dazu gehörte auch die Schulung der Wäschereimitarbeiter durch den Leiter der RFID-Abteilung von Aurora, Ogün Kemaloglu. Die Wäscherei im Allgäu ist jetzt auch Pilotbetrieb für den weiteren Ausbau des Systems in Kooperation mit Maschinenherstellern. Einige Wäschereikollegen aus Süddeutschland haben sich bei Parragi bereits über die Technik und ihre Ausbaufähigkeit informiert.
Warenausgang: Der Handscanner liest die einzelnen
Transponder des Inhalts und des Containers.
Vorreiter zu sein, passt zur Unternehmensphilosophie der Familie Fäßler, die in diesem Jahr bereits das 100-jährige Jubiläum ihres Hotelbetriebs feiern konnte. Als Landwirte damals ihre sauren Wiesen in schönster Landschaft los werden wollten, setzten die Großeltern von Michael Fäßler mit Weitblick und Unternehmergeist auf Tourismus und Wellness – damals noch mit Moorpackungen in der Badewanne. Heute schätzen Gäste aus aller Welt den unverbauten Blick ins Alpenpanorama und die behagliche Wohlfühlatmosphäre mit vielfältigen Wellnessmöglichkeiten drinnen und draußen.
218 Zimmer und einige Suiten sowie Restaurants und Spa produzieren täglich ein bis eineinhalb Tonnen Wäsche. Michael Fäßler, der das Unternehmen in dritter Generation führt, investierte 2014 vier Millionen Euro in eine eigene Wäscherei im Ortsteil Sigishofen unweit des Hotels. Regionalität und zuverlässige Qualität „im Zeichen der Sonne“ sind dem Hotelier auch in der Wäscheversorgung wichtig. Der Waschprozess ist nach RAL-Gütezeichen 991/1 zertifiziert.
Mit Wärmerückgewinnung an Mangel, Waschstraße und Trockner sowie direktbeheizten Maschinen ohne Dampf arbeitet der Betrieb auf Basis moderner Technik zudem energiesparend und umweltschonend. Bügelstation und Finisher sind mit einem Schnelldampferzeuger ausgestattet. Eine Solaranlage zur Stromerzeugung ist bereits geplant. Das Wasser kommt aus dem eigenen Brunnen. Neu ist eine Textilreinigungsmaschine von Multitex. Damit lässt sich die Gästewäsche sicher im 24-Stunden-Service pflegen. Dirndl und Uniformen aus dem Service bleiben zur Pflege ebenfalls im Haus.
Vorbildliche Logistik In der Wäscherei des Jahres 2019