Wäscherei Mieliß - Vorbildliche Qualifizierung In der Wäscherei 2019
Wäscherei Mieliß, Heide
Ausbildung mit Auszeichnung
Die Wäscherei Mieliß im schleswig-holsteinischen Heide hat sich über Generationen mit Qualität und Service einen Kundenstamm in ganz Norddeutschland aufgebaut. Selbst auszubilden ist für Unternehmer Kai Mieliß und seine Frau Svenja selbstverständlich und Teil der unternehmerischen Qualitätssicherung. Mit Tochter Tina arbeitet jetzt sogar Deutschlands beste Auszubildende im Betrieb.
Nur die historische Etikettiermaschine im Foyer des schicken Hallenbaus erinnert noch daran, dass die 1864 gegründete Wäscherei Mielliß zu den ältesten Handwerksunternehmen von Heide gehört. Ansonsten ist alles nagelneu im Betrieb, von der 1000 Quadratmeter großen Halle bis zur Frotteefaltmaschine und Waschstraße. Erst im vergangenen Jahr haben Kai und Svenja Mieliß, die das Unternehmen bereits in fünfter Generation führen, den neuen Standort im Gewerbepark Westküste in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt bezogen. Fünf Tonnen Wäsche werden hier heute täglich mit 14 Mitarbeitern für Kunden aus ganz Norddeutschland gewaschen. Und das soll noch nicht alles sein. „Unser Ziel ist das dreifache des aktuellen Volumens“, sagt Svenja Mieliß und ergänzt: „Die Kapazitäten sind durch den neuen Standort jetzt da. Man baut ja immer auf Zukunft.“ Seitdem mit Tochter Tina und ihrem Lebensgefährten Steffen Merk vergangenes Jahr die sechste Generation ins Unternehmen eingetreten ist, ist diese Zukunft jetzt auch langfristig gesichert. Anfang des Jahres hat die 24 Jahre alte Schleswig-Holsteinerin ihre Ausbildung zur Textilreinigerin im elterlichen Betrieb abgeschlossen und das nicht irgendwie, sondern als Landes- und Bundesbeste. Aufgrund der guten Leistungen durfte sie ihre Ausbildungszeit sogar auf rekordhafte eineinhalb Jahre verkürzen.
Dabei lag es noch vor wenigen Jahren jenseits des Vorstellungsvermögens von Tina Mieliß, dass sie einmal selbst Textilreinigerin werden könnte. „Für mich war die Wäscherei meiner Großeltern und Eltern immer ein wunderbarer Abenteuerspielplatz“, erzählt sie. „Allerdings hatte ich kein sonderliches Interesse an dem Beruf, wusste noch nicht einmal wie man ihn nennt. Im Freundeskreis habe ich immer gesagt, mein Vater ist Waschmaschinen-Meister“, sagt sie lachend. Statt Detachieren und Mangeln lernte sie erst einmal in einer Bank und schloss ihre Ausbildung – auch hier aufgrund guter Leistungen – nach zweieinhalb Jahren ab. Dass sie ihre berufliche Karriere dennoch nicht im Bankwesen fortsetzte, hatte mehrere Gründe.
Grund zur Freude: Tina Mieliß hat ihre Ausbildung als bundesweit Beste abgeschlossen.
„Die Bankausbildung war zwar nicht total schlecht aber auch nicht das Nonplusultra“, sagt sie. Außerdem sei sie während der Ausbildung älter und reifer geworden und habe gemerkt, dass der Beruf des Textilreinigers auch viele Vorteile mit sich bringt. „Als meine Eltern dann überlegten, den Betrieb zu vergrößern und eine neue Wäscherei zu bauen, fand ich die Perspektive, das Unternehmen als einziges Kind irgendwann einmal zu übernehmen, schon verlockend“ sagt sie. Deshalb entschied sie sich vor knapp drei Jahren, an die Bankausbildung noch eine Ausbildung als Textilreinigerin im elterlichen Betrieb dranzuhängen und das Handwerk von der Pike auf zu lernen.
„Bevor ich meine Ausbildung begonnen habe, wusste ich absolut nichts von der Materie“, sagt Tina Mieliß und ihre Mutter fügt schmunzelnd hinzu: „Noch nicht einmal wie man ein Handtuch zusammenlegt.“ Das ist heute anders. Heute weiß die 24-jährige nicht nur, wie man Handtücher fachgerecht faltet, sondern auch, wie man hartnäckige Flecken wegbekommt, was es mit dem Sinnerschen Kreis auf sich hat, wie man eine Mangel bedient oder welche Waschmittelzusammensetzungen und Waschtemperaturen es für welches Gewebe braucht. „Dass ich als Bundessiegerin abgeschlossen habe, ist allerdings Zufall“, sagt Tina Mieliß. „Zwar wusste ich, dass ich gut bin, aber mir war nur wichtig, eine ausreichend gute Note zu bekommen, um die Ausbildung verkürzen zu können.“ Trotzdem sei sie natürlich „stolz und froh“, so einen guten Abschluss gemacht zu haben, auch weil mit dem Titel ein Stipendium für die Meisterausbildung der Handelskammer verbunden ist. Gleich im Anschluss an ihre Ausbildung hat sie mit der Meisterausbildung begonnen.
Große Unkenntnis über Beruf
„Natürlich braucht man weder eine Ausbildung noch den Meistertitel, um einen Betrieb zu führen, aber ich wollte nicht, dass unsere angestellten Mitarbeiter mehr wissen als ich“, begründet sie ihre Entscheidung, die auch ihre Eltern gutheißen: „Für uns war es natürlich toll, mit der eigenen Tochter eine so motivierte Auszubildende zu haben“, sagt Kai Mieliß, denn in der gesamten Region sei es heute „verdammt schwer“, überhaupt Auszubildende zu bekommen. Zwar hätten sie in den vergangen Jahren regelmäßig Lehrlinge in ihrem Betrieb gehabt, im vergangenen Jahr immerhin zwei – aber lange nicht so häufig, wie sie es gerne hätten. „Das Berufsziel Textilreiniger ist einfach nicht mehr in den Köpfen der Jugendlichen präsent“, so Mieliß. Den Grund für das mangelnde Interesse sieht der Unternehmer vor allem im schlechten Image des Berufs und dieses wiederum hänge vielfach mit Unkenntnis zusammen: „Die Jugendlichen wissen heute zu wenig über den Beruf und die Anforderungen in einer Wäscherei. Dass hier heute keiner mehr bügelt, ist beispielsweise kaum bekannt.“ Auch über die guten Aufstiegschancen werde selten ein Wort verloren, dabei sei die Ausbildung immer noch die beste Voraussetzung, um in der Branche Karriere zu machen.
Als Kai und Svenja Mieliß den Betrieb 2005 übernahmen, lag das Wäschevolumen noch bei einem Bruchteil der heutigen Menge.
Tochter Tina führt noch eine weitere Ursache für den Nachwuchsmangel an: „Durch die Abschaffung der Meisterpflicht kann jetzt jeder ohne Erfahrung und Ahnung mitmischen, dadurch wurde viel kaputt gemacht“, sagt sie. „Würde es weiterhin die Meisterpflicht geben, würden auch mehr junge Leute die Ausbildung machen. Ich habe ja selbst lange überlegt, warum ich zur Berufsschule gehen soll, wenn es auch ohne geht.“ Sie ist überzeugt davon, dass es die Branche nur gemeinsam schaffen kann, den Wert der Textilreinigerausbildung hochzuhalten.
„Wir sind hier weit und breit die einzige Textilreinigung und Wäscherei mit Textilreinigermeister“, sagt Svenja Mieliß. Auch sie hält gut ausgebildete Mitarbeiter für das A und O im Betrieb. „Bei uns heißt es immer noch, der Kunde ist König“, sagt sie. Deswegen würden sie auch in Zukunft viel Wert darauf legen, gemäß ihren eigenen Qualitätsansprüchen selbst auszubilden.
„Unsere Auszubildenen werden auf alles geschult, was man in einer Wäscherei können muss, sodass im Prinzip jeder jeden Job machen kann“, sagt Svenja Mieliß. „Je nach Vorlieben und Stärken übernimmt jeder Azubi von Anfang an feste Aufgaben und arbeitet voll im Betrieb mit.“ Auch Tochter Tina musste vom Beginn ihrer Ausbildung mit anpacken, „sogar mehr als alle anderen“, wie sie betont. Schließlich sollte sie nicht privilegiert aussehen. Jetzt wird sie von ihren Eltern nach und nach an Führungsaufgaben im Unternehmen herangeführt, guckt Mitarbeitern über die Schulter, gibt Tipps und zeigt, was man besser machen kann. Ende des Jahres wird sie im Rahmen ihrer Meisterausbildung schließlich auch den Ausbilderschein machen. Dann ist sie offiziell befugt, selbst Lehrlinge auszubilden und sie auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Das Kunststück als bundesweit Beste oder Bester abzuschließen muss ihr aber erst einmal einer nachmachen.
Vorbildliche Qualifizierung In der Wäscherei des Jahres 2019