Textilpflege Kaiser - Vorbildliches Energiesparkonzept 2010
Textilpflege Kaiser, Goslar
Vorbildliches Energiesparkonzept
Für die Energie, die für den Betrieb einer Textilreinigung notwendig ist, nichts zahlen zu müssen, das ist wahrscheinlich der Traum eines jeden Unternehmers. Bei der Textilpflege Kaiser in Goslar ist dies Realität. Dort versorgt die Wäscherei des Unternehmens die betriebseigene Textilreinigung mit Dampf, Druckluft und Wasser. „Wir nutzen das zum Dampfkessel zurückfließende, nachentspannte Kondensat aus unserer Wäscherei. Diese Restenergie stellen wir für unsere Textilreinigung bereit“, berichtet Wolfgang Kaiser, Geschäftsführer der Textilpflege Kaiser. Das Besondere daran ist: Wäscherei und Textilreinigung sind nicht in einem Gebäude untergebracht. Dampf, Druckluft und Wasser müssen deshalb über eine mehr als 40 Meter lange Außentrasse zur Textilreinigung geführt werden.
Wolfgang Kaiser, Textilreinigermeister und Betriebswirt des Handwerks, nutzt das Kondensat aus den Mangelstraßen, dem Tunnelfinisher sowie den Trocknern der Wäscherei. Eine 100 Millimeter starke Sammelleitung führt dieses Kondensat mit einer Temperatur von circa 160 bis 170 °C zunächst einem Entspannungsbehälter zu, der das Kondensat aufbereitet. In dem Entspannungsbehälter wird ein Staudruck von fünf bar Dampfdruck erzeugt. Im oberen Bereich des Behälters sammelt sich der freiwerdende Dampf. Er kann jetzt abgenommen und einer weiteren Nutzung zugeführt werden. Das angestaute Kondensat im Behälter wird mit circa 0,3 bis 0,5 bar über einen übergroßen Kondensatableiter in den Speisewasser-Sammelbehälter für den Dampfkessel abgeführt.
Die ChemTex-Kunden können sich darauf verlassen, immer eine gleichbleibend gute Qualität zu bekommen.
Der Dampf aus dem Entspannungsbehälter gelangt mit einem Druck von 4,5 bar über eine 43 Meter lange Außenleitung in das Nebengebäude, in der die Textilreinigung untergebracht ist. Eine aufwendige Isolierung sorgt dafür, dass auch im Winter keine Energie verloren geht. Neben der Außenleitung muss der Dampf noch einmal 40 Meter Innenleitung bewältigen, also insgesamt über 80 Meter zurück legen. „Die Bestimmung der Trassenhöhe barg die größte Schwierigkeit bei unserem Projekt“, erklärt Kaiser. Schließlich soll das in der Reinigung aus den Reinigungsmaschinen, dem Tunnelfinisher und den Bügelgeräten anfallende Kondensat, das unter schwachem Druck steht, ebenfalls über die Außentrasse ohne weitere Hilfsmittel wie Hebestationen wieder zurück zum Kondensatsammelbehälter in die Wäscherei. Nach einer Reihe von Berechnungen bestimmte Kaiser eine ideale Trassenhöhe von sechs Metern. Auf dem Weg von der Wäscherei zur Textilreinigung hat die Leitung ein Gefälle von 0,1 Prozent, genauso ist es in der Gegenrichtung. „Für den Rückweg reicht der Druck noch gerade aus, um das Kondensat wieder auf die Höhe der Außentrasse zu bekommen“, berichtet Kaiser.
Das Konzept für die Energieversorgung hat Wolfgang Kaiser im letzten Jahr selbst entwickelt. Anlass war der Umzug der Textilreinigung in ein Nebengebäude, das Kaiser erwerben konnte. Vorher waren Textilreinigung und Wäscherei im selben Gebäude untergebracht. Für die Realisierung seines Konzeptes für die Textilreinigung zog er Spezialisten hinzu: Ein Statiker sorgte für die korrekte Berechnung der Außentrasse, ein weiterer Spezialist war für den Stahlbau verantwortlich.
Seitdem arbeitet sein Energiekonzept für die Textilreinigung zu seiner vollsten Zufriedenheit. „Lediglich zum Anfahren der Anlage in den Morgenstunden wird Dampf aus der Kesselanlage mittels Druckminderer in die Reinigungsleitung eingespeist“, erläutert Kaiser.
„Nach circa 60 Minuten Wäschereibetriebszeit reicht die nachentspannte Dampfmenge aus, um die Reinigung zu speisen.“ Ein Druckminderer, der auf 4,5 bar eingestellt ist, schließt dann die Frischdampfzuführung selbsttätig, da der Druck aus dem Entspannungsbehälter auf fünf bar angestiegen ist. Selbstverständlich sorgt ein Dampfsicherheitsventil für die nötige Sicherheit in der Dampfanlage.
Beim Umzug in das neue Gebäude investierte Kaiser auch in neue Reinigungstechnik. Eine neue Tandemanlage der Baureihe Phönix von Multimatic mit einem Beladegewicht von 32 und 16 Kilogramm wurde installiert. „Die
Energieeinsparung der Maschinen ist im Vergleich zur alten Anlage aus dem Jahre 1993 aufgrund der verkürzten Trockenzeiten und der Hybrideinrichtung enorm“, freut sich Kaiser.
Die ChemTex-Kunden können sich darauf verlassen, immer eine gleichbleibend gute Qualität zu bekommen.
Eine weitere Besonderheit in der Textilreinigung der Textilpflege Kaiser ist das innerbetriebliche Logistikkonzept. Es ist ein Hängebahnsystem, dass unter der Decke eingerichtet wurde. An den Schienen hängen Trolleys, jeder fasst 10 bis 20 Teile. Das Hängebahnsystem versorgt jeden Arbeitsplatz, so können die Teile in der Textilreinigung bequem und einfach von einem Produktionsbereich zum nächsten geschoben werden. „Wir haben uns diese Lösung überlegt, weil wir so auf die unfallträchtigen Ständer weitgehend verzichten können“, berichtet der Chef. Das Hängebahnsystem reicht bis in die Lieferwagen: Für das Ein- beziehungsweise Auslagern können die Fahrzeuge unter ein Schleppdach fahren. Die Fahrer sind beim Ladevorgang so immer wind- und wettergeschützt.
Noch immer ist die Textilreinigung das Steckenpferd von Seniorchef Ernst Kaiser. Obwohl er bereits vor einigen Jahren die Unternehmensführung an seinen Sohn abgegeben hat, ist er mit seiner großen Erfahrung als Textilreinigermeister auch heute für die besonders schwierigen Teile zuständig. Seine Spezialität sind Brautkleider. „Hier muss man sich zum Beispiel in der Bügelei einfach die Zeit nehmen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen“, weiß der Seniorchef. Die Textilpflege Kaiser ist bis in die Gegenwart ein Familienbetrieb geblieben. 1968 wurde das Unternehmen als Wäscherei und Heißmangel gegründet. Im Jahr 1973 kam die Textilreinigung dazu und im Jahr 2004 wurde die Wollwalkerei Wa-Tex GmbH in einem weiteren Betriebsgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnet. Das gesamte Team besteht heute aus 70 geschulten Mitarbeitern.
Vorbildliches Energiesparkonzept des Jahres 2010