Fasson Textilpflege Neugraben - Vorbildliche Mitarbeiterqualifikation in der Reinigung 2016
Fasson Textilpflege Neugraben, Hamburg-Neugraben
Mit Geduld und Beharrlichkeit zum Ziel
Wirklich meisterhaft: Als bester Ausbildungsbetrieb mit der besten Auszubildenden hat die Filiale der Fasson-Textilpflege-Gruppe in Neugraben ihr Talent für den Nachwuchs bewiesen. Für Geschäftsinhaberin Rita Olbrück gehört das Ausbilden zur unternehmerischen Verantwortung.
Über zuviel Freizeit kann sich Rita Olbrück wirklich nicht beklagen. Zwölf-Stunden-Arbeitstage sind für die Textilreinigermeisterin, die mit zwei Angestellten eine kleine Textilpflege in Neugraben bei Hamburg betreibt, an der Tagesordnung. Und trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, so oft es geht, selbst auszubilden. Ihr Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben, ist für die 49 Jahre Geschäftsinhaberin eine Selbstverständlichkeit und persönliches Anliegen. „Dafür habe ich 2003 ja extra meinen Meister gemacht“, sagt sie, „damit ich anschließend auch ausbilden kann.“
Lohn der Mühe: Erst im vergangenen Jahr hat ihre Auszubildende bei der Prüfung der Handwerkskammer den ersten Platz belegt und ihr Betrieb wurde von Kammerpräsident Josef Katzer als bester Ausbildungsbetrieb 2015 geehrt. „Die Auszeichnung hat mich natürlich sehr gefreut“, sagt Olbrück. „Sie hat mir nicht nur einen großen Zeitungsartikel im Neugrabener Wochenblatt eingebracht und dadurch neue Kunden, sondern ist auch Bestätigung, dass ich mit meiner Ausbildungsweise nicht so ganz falsch liegen kann.“
Um Jugendliche auf ihren Betrieb aufmerksam zu machen, geht Rita Olbrück oft direkt in die Schulen und heftet einen Zettel ans Schwarze Brett „Praktikanten gesucht“. Die Resonanz kommt meist schnell. Manchmal rufen die Schüler an, manchmal sind es die Lehrer. Es hat sich herumgesprochen, dass man bei ihr nicht nur in guten Händen ist, sondern auch was lernt.
Besonders liegen ihr die etwas schwächeren Schüler am Herzen, die es aufgrund ihrer Schulnoten schwer haben würden, eine Lehrstelle zu finden. Für sie bietet Rita Olbrück spezielle Langzeitpraktika als Vorbereitung auf eine Ausbildung an. „Nicht alle Schüler haben im gleichen Alter den gleichen Reifegrad“, sagt die Unternehmerin verständnisvoll. „Manche sind eher Frühstarter, andere Spätzünder, manche verstehen die Dinge schneller, andere langsamer.“ Dabei sind ihrer Beobachtung nach gerade die etwas langsameren Schüler häufig sehr ehrgeizig, wenn es darum geht, Dinge zu lernen. „Wenn man ihnen die Arbeitsschritte mit Geduld erklärt, machen sie ihre Sache am Ende oft besonders gut“, sagt Olbrück.
Neben Geduld ist allerdings auch eine Portion Beharrlichkeit nötig: Damit die Handgriffe an Bügeltisch, Finisher oder beim Hemdenlegen besser im Gedächtnis bleiben, lässt Rita Olbrück die Azubis alle Arbeitsschritte im Anschluss an das Gelernte noch einmal schriftlich dokumentieren. Fehlt in der Beschreibung ein Schritt oder ist er falsch beschrieben, muss der Auszubildende den Text noch einmal schreiben, solange bis alles stimmt. „Da kann ich sehr konsequent sein“, sagt die Chefin schmunzelnd. „So habe ich es selbst von meinem Ausbilder gelernt. Auch wenn ich manches Mal geflucht habe – am Ende zahlt sich aus, wenn man auch die schwierigen Sachen gelernt hat.“ Sie selbst freut sich immer am meisten, wenn sie sieht, wie die Jugendlichen an ihren Aufgaben wachsen und am Ende die erforderliche Qualität bringen. Wichtig ist ihr, dass sie das Gefühl haben, für sich selbst zu lernen.
Neben der fachlichen Qualifikation legt Rita Olbrück großen Wert auf die soziale Kompetenz ihrer Schützlinge: „Für einen Betrieb wie unseren ist es enorm wichtig, dass die Mitarbeiter Hand in Hand zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen können“, sagt sie. „Man muss sich einfügen können in ein Team.“ Auch der professionelle und freundliche Umgang mit den Kunden gehört bei ihr zum Ausbildungsprogramm. Eine Zeit am Empfangstresen zu verbringen, ist fester Bestandteil der Lehre. Lernziel ist unter anderem, die Schüchternheit im Kontakt mit Kunden abzulegen. „Schließlich gehört der Kundenkontakt und die fachliche Beratung zu den schönsten Seiten an unserem Beruf“.
Inzwischen hat die Firmenchefin viel Erfahrung darin, herauszufinden, ob ein Kandidat für den Beruf des Textilreinigers geeignet ist. Schon beim Bewerbungsgespräch achtet Sie auf Körpersprache und Auftreten, fragt, wie und womit der Bewerber am liebsten seine Freizeit verbringt, welche praktischen Tätigkeiten ihm liegen und vieles mehr. Was sie besonders an Mitarbeitern und Auszubildenden schätzt, sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit. Im Zweifel sind ihr ein freundliches Wesen und Teamgeist wichtiger als gute Noten. „Ein gutes Zeugnis sagt ja wenig über die praktischen Fähigkeiten, Vorlieben und charakterliche Eignung einer Person aus“, sagt Rita Olbrück. „Wenn man das Gefühl hat, dass jemand besser für einen anderen Beruf geeignet ist, sollte man es ihm auch sagen. Das ist dann für beide Seiten das Beste.“
Dass heute kein Meister mehr nötig ist, um auszubilden, findet die leidenschaftliche Textilpflegerin „traurig“. „Das sollte unbedingt wieder geändert werden“, sagt sie. Denn von der Qualität des Ausbilders hänge schließlich auch die fachliche Qualifikation der Auszubildenden ab. Noch verhängnisvoller findet Olbrück, dass viele Betriebe heute überhaupt nicht mehr ausbilden. Nachvollziehen kann sie es allerdings. „Ein Lehrling ist teuer“, sagt sie. Angesichts des immer härter geführten Preiswettbewerbs in der Branche könnten sich viele Betriebe eine zusätzliche Belastung kaum noch leisten. „In Holland gibt es eine staatliche Lehrlingsprämie. Wenn es so etwas bei uns gäbe, würde mit Sicherheit auch mehr ausgebildet“, so Olbrück.
Eine weitere Ursache für die rückläufigen Ausbildungszahlen sieht Olbrück in der mangelnden Bekanntheit des Berufs. Viele Schulabsolventen wüssten gar nicht mehr, dass Textilreiniger ein anspruchsvoller und vielfältiger Lernberuf ist. Hinzu komme, dass die Arbeit schlechter bezahlt sei als die klassischen Männerberufe und somit insbesondere für junge Männer wenig attraktiv. Dass man als Angestellter heute kaum davon leben kann, findet die Firmenchefin „beschämend“. Den Hauptgrund dafür sieht sie im allgemeinen Preisverfall in der Textilindustrie und der damit verbundenen Wegwerfmentalität. „Wer eine Jacke für 20 Euro kauft, sieht kaum ein, dass er für die Reinigung 18 Euro bezahlen soll. Dabei ist nicht die Reinigung zu teuer, sondern die Jacke nach deutschen Maßstäben zu billig.“
Die Hoffnung, dass sich dies eines Tages wieder ändern könnte, hat Olbrück allerdings noch nicht aufgegeben. „Mit zunehmenden Alter steigt ja auch das Qualitätsbewusstsein“, sagt sie. Angesichts einer alternden Gesellschaft, könnte der Anteil derjenigen, die auf Nachhaltigkeit und Qualität achten, also wieder steigen. Ein gewisses Umdenken hat Olbrück schon festgestellt.
Sie hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn die Nachfrage nach ihrer Qualitätsreinigung weiter steigen würde, auch wenn sie zufrieden mit dem Erreichten ist. „Etwas Platz haben wir noch zum Expandieren“, sagt sie, eine weitere Angestellte könnte sie sich auch vorstellen. Doch auch wenn alles so bleibt, steht für sie fest: „Solange ich hier im Laden stehe, werde ich auch ausbilden.“
Rita Olbrück ist gelernte Textilreinigerin und seit vielen Jahren in der Branche tätig. Nach der Meisterprüfung 2003 übernahm sie 2005 ihren ersten eigenen Betrieb im Hamburger Stadtteil Lurup. In Neugraben ist sie seit 2009 ansässig. Mit Fleiß, Freundlichkeit und Qualität hat sie sich weit über die Grenzen des Hamburger Stadtteils einen Namen gemacht. Neben zwei Mitarbeiterin beschäftigt sie derzeit eine Langzeitpraktikantin. „Wir machen alles außer Leder, Wäsche und Bettzeug“, fasst Rita Olbrück das Leistungsspektrum ihres Unternehmens zusammen. Der Maschinenpark umfasst zwei Bügeltische, einen Hemdenfinisher, Nassreinigungsmaschine, Trockner und eine KWL-Maschine. Dank angeschlossener Schneiderei kann Rita Olbrück bei Bedarf auch kleinere Ausbesserungen und Änderungen an den zu reinigenden Textilien vornehmen.
Vorbildliche Mitarbeiterqualifikation in der Reinigung des Jahres 2016