WRP - 11/22
„Wir leben Nachhaltigkeit“
WRP: Green Workwear ist ein noch sehr junges Unternehmen in der Branche. Wofür steht die Firma ?
Harald Reisinger: Green Workwear wurde gegründet, um eine industriewäschegeeignete und komplett nachhaltige Berufskleidungskollektion für den Pflege- und den Reha-Bereich zu entwickeln und in den Markt zu bringen. Diese Kollektion ist ökologisch und sozial verantwortlich produziert, unsere Lieferketten sind absolut transparent und ergänzt mit anerkannten Siegeln und Standards. Dieses hohe Niveau für eine sehr nachhaltige Berufskleidung legten wir fest, als wir im letzten Jahr Green Workwear gründeten. Und auf diesem Standard halten wir konsequent unsere gesamte Kollektion. Dazu offerieren wir unseren Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket. Wir bieten ihnen eine optimale Beratung, geben Orientierung im Nachhaltigkeits-Begriffe-Dschungel und haben eben auch die passenden Produkte – bis hin zum klimaneutralen Transport unserer Lösungen. Wir möchten mit Green Workwear das Thema Nachhaltigkeit weiter in der Branche vorantreiben. Menschen sollen in Bekleidung arbeiten können die perfekt passt. Dem Menschen und der Umwelt.
WRP: Warum ist Berufsbekleidung von Green Workwear besonders nachhaltig ? Was zeichnet sie aus ?
Klaus Baur: Für unsere besonders langlebigen Textilien verwenden wir ausschließlich nachhaltige Fasern wie Tencel Lyocell, recyceltes Polyester und aktuell die nachhaltige Baumwolle der Initiative Cotton made in Africa. Entsprechend hoch sind auch unsere Anforderungen an Produktion und Konfektion. Schließlich tragen wir auch Verantwortung, dass Standards wie Mindestlöhne, Arbeitssicherheit etc. in den einzelnen Stufen der Lieferkette eingehalten werden.
Das Lieferkettengesetz wird ab 2023 einen rechtlichen Rahmen schaffen, um den Schutz von Menschenrechten und der Umwelt entlang der Lieferketten zu verbessern. Die dafür notwendige Transparenz bei der Herstellung unserer Berufskleidung erfüllen wir schon heute. Das dokumentieren wir einerseits mit anerkannten und anspruchsvollen Siegeln und Standards wie zum Beispiel Made in Green, Grüner Knopf und Global Recycle Standard bei unseren Produktionspartnern.
Andererseits statten wir alle Teile in unserem Berufskleidungssortiment mit einem QR-Code aus. Diesen Code kann jede Trägerin beziehungsweise jeder Träger ganz einfach scannen und sofort ist für dieses Textil die gesamte Lieferkette nachvollziehbar. Das ist – finden wir zumindest – für den Kunden ein sehr simples, klares und transparentes Verfahren.
Darüber hinaus laden wir jeden Interessenten auch herzlich ein, sich die Produktion von Green Workwear vor Ort anzuschauen. Wir reden nicht nur über Transparenz in der Lieferkette, sondern wir handeln auch danach. Wir leben Nachhaltigkeit. Deshalb ist es für uns zum Beispiel auch wichtig, keine genmanipulierte Baumwolle einzusetzen. Mit dieser Baumwolle wird ein sehr großer Anteil der Textilien am Markt hergestellt. Das hat wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Denn im Gegensatz zu genmanipulierter Baumwolle können bei der Ernte der nachhaltigen Baumwolle der Cotton made in Africa Initiative Samen gewonnen werden, aus denen neue Pflanzen wachsen können. Das erspart den Bauern enorme Kosten für neues Saatgut. Leider ist es in vielen Ländern inzwischen sehr schwierig geworden, nicht-genverändertes Saatgut zu bekommen. Dieser Mangel gilt heute als eines der größten Hindernisse beim Ausbau des Bio-Baumwollanbaus.
WRP: Wo wird die Berufsbekleidung von Green Workwear produziert ?
Harald Reisinger: Unsere Berufskleidung im Standardprogramm wird in Pakistan in einem Joint-Venture von Dibella produziert. Hier finden Gewebeherstellung und Konfektion statt. Diese Vollstufigkeit in der Herstellung bis hin zum eigenen Vertrieb der Berufskleidung macht uns schlank, effizient und schnell. Wir bauen gerade ergänzend eine europäische Produktion auf, um noch flexibler werden zu können. Hier entstehen Sondermodelle, Sonder- und Kleinstgrößen und Kleinserien. So können wir extrem flexibel reagieren – wenn ein Kunde zum Beispiel 50 Hosen in 5XL-Größe ganz dringend benötigt. An unserem Firmensitz in Altusried halten wir in einem großen Lager fertig konfektionierte Standardware vor. Diese Kapazitäten sind für uns auch wichtig, um Unwägbarkeiten wie zum Beispiel längere Containerlaufzeiten kompensieren zu können.
WRP: Warum setzt Green Workwear auf eine eigene Gewebeherstellung ?
Harald Reisinger: Wir beschäftigen uns seit ein paar Jahren mit der Idee einer komplett nachhaltigen Berufskleidungskollektion. Als dieses Projekt konkreter wurde, suchten wir im Markt nach passenden Geweben. Aber wir fanden keine Angebote, die unseren Wünschen, Anforderungen und Standards – so wie wir unsere nachhaltige Berufskleidung definieren – genügten. Es gab Gewebe mit Tencel, aber in Kombination mit konventionellem Polyester oder recycelte Polyester mit konventioneller Baumwolle. Das war nicht ausreichend für unsere Ansprüche. Wir möchten alle Gewebekomponenten für unsere Kollektion komplett nachhaltig.
Also entschieden wir uns, ein eigenes Gewebe zu entwickeln. Heute können Kunden zwischen zwei Varianten wählen: Unser Excellence-Gewebe besteht aus 50 Prozent nachhaltiger Baumwolle der Cotton made in Africa Initiative und 50 Prozent recyceltem Polyester. Dieses Gewebe ist besonders atmungsaktiv, hat einen hohen Tragekomfort, ist durch den Polyesteranteil schnell trocknend und lange haltbar.
Unser Comfort-Gewebe ist aus 50 Prozent Tencel Lyocell und 50 Prozent recyceltem Polyester. Tencel Lyocell ist wie Baumwolle eine Naturfaser. Die Basis liefert der Eukalyptusbaum. Die Polyesterfasern bestehen auch hier zu 100 Prozent aus recycelten Material – zertifiziert nach dem Global Recycle Standard.
Der Unterschied zwischen unseren Excellence- und Comfort-Geweben ist in den Marktanforderungen begründet. Wir haben uns sehr intensiv mit unserer Zielgruppe beschäftigt. Es gibt Kunden, die nur noch Tencel einsetzen möchten. Dagegen wird zum Beispiel bei den Hosen sehr häufig ein Baumwoll-Polyester-Gewebe favorisiert.
Ein weiterer Vorteil von eigenen Geweben ist, dass wir unsere Rohware immer vorrätig halten können. Auch die wichtigsten Farben liegen schon eingefärbt bereit. Wir können diese Vorstufen übergehen und immer direkt mit der Produktion starten. Das macht uns schnell – auch bei großen Mengen –, flexibel und natürlich sehr effizient.
Green Workwear ist einer der wenigen Anbieter im Markt mit komplett vertikaler Organisation. Wir kaufen die Rohfasern selbst ein, verarbeiten diese zu Geweben, konfektionieren und verkaufen dann das fertige Produkt. Diese Vollstufigkeit – sie hat sich in anderen Branchen seit einigen Jahren sehr stark durchgesetzt – gibt uns natürlich auch Möglichkeiten bei der preislichen Gestaltung unserer Produkte. So können wir in vielen Bereichen unseres Portfolios mit konventionellen Produkten mithalten beziehungsweise liegen preislich nur marginal darüber. Und das leisten wir auch mit einer hohen Preisstabilität. Seitdem wir im Markt angekommen sind, haben wir noch keine Preisanpassung vornehmen müssen. Unsere Berufskleidung ist also auch in dieser Hinsicht nachhaltig attraktiv.
Klaus Baur: Gewebe mit Tencel hat auch den Vorzug, dass es im Sommer besser kühlt und im Winter mehr wärmt als eins mit Baumwolle. Es hat nach dem Waschen einen natürlich weichen Griff – viele Produkte erhalten diesen sonst erst durch eine spezielle Ausrüstung –, ist seidig und fließend. Baumwoll-Polyester-Gewebe haben diese Eigenschaften weniger ausgeprägt, aber genau das finden manche Kunden auch positiv. Wir könnten den Weißgrad unserer Berufskleidung aus Baumwoll-Polyester optimieren, wenn wir zum Beispiel mit Farbe arbeiten würden. Aber das wäre nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.
Es gibt zurzeit im Markt keine vergleichbaren Gewebe. Trotzdem sind sie absolut industriewäschegeeignet. Damit Kunden unsere Berufskleidung möglichst lange einsetzen können, benötigen wir die synthetische Faser Polyester in unserem Gewebe. Sie gewährleistet die Langlebigkeit und die Strapazierfähigkeit unserer Berufskleidung. Wenn ein Kasack aus einem Mischgewebe 20 oder 30 mehr Umläufe schafft als ein vergleichbares Produkt aus reiner Baumwolle, dann hat auch das selbstverständlich mit Nachhaltigkeit zu tun.
Unsere Entscheidung, jetzt bei der Baumwolle auf Cotton Made in Africa zu setzen, hat zwei Motive: Wir möchten mit unserer Kollektion das Thema Nachhaltigkeit im Markt forcieren. Dies müssen wir zu Produktpreisen leisten, die von Kunden auch akzeptiert werden können. Bio-Baumwolle – sie wäre mit Blick auf unsere hohen Nachhaltigkeitsstandards eine noch bessere Lösung, würde aber unser Gewebe – gerade mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation – zu teuer machen. Die Preisdifferenz zu konventioneller Ware wäre zu groß – zumal in dieser Zeit, in der der Textilservice mit multiplen Problemen zu kämpfen hat. Trotzdem möchten wir schon jetzt einen möglichst hohen Standard an Nachhaltigkeit setzen. Und das tun wir auch. Unser aktuelles Sortiment bietet eine hervorragende Balance zwischen den Anforderungen des Textilservice und den Wünschen des Endkundenmarktes.
Wir verstehen Nachhaltigkeit zudem als eine Reise. Man fängt mit einem Standard an und bewegt sich dann in Schritten nach vorne. Und dabei muss natürlich immer der Markt berücksichtigt werden. So haben wir es auch bei Dibella festgestellt, als wir vor 10 Jahren eine Kollektion mit Bio-Produkten und mit Fairtrade-Zertifizierung in den Markt einführten. Unsere Kunden mussten peu a peu vorbereitet und herangeführt werden. Green Workwear hat mit Cotton made in Africa und recyceltem Polyester direkt mit einem sehr hohen Standard gestartet. Dieses Level war und ist bisher nicht am Markt zu finden, ist aber trotzdem im Preis attraktiv.
WRP: Das Produktportfolio von Green Workwear umfasst aktuell relativ wenige Grundmodelle. Wie passt das mit den Wünschen von Kunden zusammen, die eine sehr individuelle Berufskleidung favorisieren ?
Harald Reisinger: Für uns steht nicht die riesengroße Kollektion an erster Stelle, sondern die Nachhaltigkeit. Wir setzen bei unserer Berufskleidung auf eine sehr hohe Qualität sowie ein modisches und gleichzeitig zeitloses Design. Schließlich müssen unsere Textilien lange eingesetzt werden können.
Wir haben zurzeit zwar relativ wenige Grundmodelle, bieten dazu aber eine Bandbreite an Farben an. Aktuell sind es 7 Farben bei den Baumwoll-Polyester-Geweben und 5 Farben im Bereich Tencel-Polyester. Hier sind wir mit 4 Standardfarben gestartet, dieses Jahr kam im Zuge eines Kundenprojektes ein Azzurro-Farbton dazu. Dieser Farbton ist mit Küpenfarbstoffen umgesetzt und somit ist er auch für Hygiene-Waschverfahren geeignet.
Klaus Baur: Natürlich kann bei unserer Berufskleidung auch kombiniert werden. Zum Beispiel ein weißer Untergrund und dazu hellgrüne oder blaue Applikationen, vielleicht ein farbiger Kragen usw. Unser Konzept bietet Kunden ganz sicher Möglichkeiten zur Individualisierung. Und jedes Gewebe und jede Farbe ist sehr kurzfristig verfügbar. Das ist gerade jetzt sehr wichtig: Für den Textilservice steht heute Lieferfähigkeit noch vor dem Preis.
Unser Fokus ist – wie schon erwähnt – zuallererst die Nachhaltigkeit. Das stellen wir bei Kunden immer wieder in den Vordergrund. Und nicht jeder Wunsch ist sinnvoll umsetzbar. Wenn man eine Pepita-Hose komplett nachhaltig machen möchte, muss eine sehr große Menge an Geweben angefertigt werden, da das Pepita-Muster gewebt und nicht gedruckt wird. Stattdessen empfehlen wir Kunden alternativ eine vollfarbige Hose.
Harald Reisinger: Natürlich erweitern wir auch unser Sortiment. Jüngst ist ein Polo-Shirt dazu gekommen, das in Zusammenarbeit mit unserem Partner Brands Fashion in Buchholz bei Hamburg entwickelt wurde. Es ist das erste Polo-Shirt im Markt, das komplette Nachhaltigkeit mit Industriewäscheeignung kombiniert. Das Polo-Shirt ist DIN ISO 15797 getestet und besteht zu 70 Prozent aus Bio-Bauwolle und 30 Prozent recycelten Polyester. Es ist GOTS, Grüner Knopf und GRS zertifiziert und kann dank der Indanthren-Färbung hygienisch wiederaufbereitet werden.
WRP: Stellt nachhaltige Berufsbekleidung im Pflegeprozess andere Anforderungen als konventionelle Kleidung ?
Harald Reisinger: Unsere Artikel sind von den Hohenstein Instituten nach DIN ISO 15797 für Arbeits- und Leasing-Kleidung getestet und zertifiziert. Für den Textilservice gibt es bei der Bearbeitung keinen Unterschied zu der konventionellen, vergleichbaren 50/50-Ware. Unsere nachhaltige Berufskleidung kann genauso gewaschen, getrocknet und gefinished werden. Die Prozesse sind absolut identisch.
WRP: Green Workwear ist eine Kooperation von Dibella und Reisinger Premium Workwear. Wie kam es zu der Zusammenarbeit ?
Harald Reisinger: Wir kennen uns schon viele Jahre. Es gab immer einen Austausch und auch geschäftliche Verbindungen. Als wir die Idee mit einem ausschließlich nachhaltigen Berufskleidungssortiment weiterentwickelten, fragte uns Dibella, ob wir diesen Weg nicht gemeinsam gehen wollen. Dibella engagiert sich schon seit vielen Jahren in den Themenbereichen Nachhaltigkeit, Recycling und Wiederaufbereitung und besitzt sehr viel Know-how. Wenn also zwei Unternehmen gleiche Ziele verfolgen, spricht vieles dafür, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Schließlich wurde Green Workwear gegründet. Dibella und Harald Reisinger halten jeweils 50 Prozent-Anteile am Unternehmen.
Klaus Baur: Dibella hat ein umfassendes Produktions-Know-how und viele Jahre Erfahrungen. Für unseren vollstufigen Herstellungsbetrieb macht es keinen großen Unterschied, Gewebe für einen Bettbezug oder für eine Berufskleidung zu produzieren. Das gilt genauso für die Konfektion.
In dieser Konstellation kümmert sich Dibella um die Produktion und den Einkauf, Reisinger Premium Workwear um den kompletten Vertrieb. Und beide Namen sind in ihren Bereichen seit vielen Jahren im Markt etabliert. Dies möchten wir natürlich auch für Green Workwear nutzen.
WRP: Wie wird das Sortiment von Green Workwear vertrieben ?
Harald Reisinger: Green Workwear fokussiert stark den Textilservice. Natürlich sprechen wir auch immer wieder mit Endkunden, die uns kontaktieren. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt heute viele Menschen, es wird in der Öffentlichkeit offensiv propagiert und ist daher in aller Munde. Vielleicht auch deshalb versteht jeder den Begriff Nachhaltigkeit ein bisschen anders. Wir müssen bei Kundengesprächen häufig zuallererst Aufklärungsarbeit leisten zum Thema allgemein und speziell über nachhaltige Berufsbekleidung. Was ist heute bei nachhaltiger Berufskleidung der aktuelle Stand, was ist möglich ? Was ist bei diesem Thema für mich als Kunde wichtig ? Welche Kriterien sind relevant, worauf muss geachtet werden ? Schon vor Jahren zeigte eine Umfrage, dass Kunden gerne mehr in Richtung Nachhaltigkeit gehen würden, aber nicht wissen, wie sie es angehen sollen. Es gibt einen hohen Informationsbedarf. Wir beraten umfassend und fundiert. Das ist für Green Workwear eine wichtige und vor allem verantwortungsvolle Aufgabe.
Klaus Baur: Das Thema Nachhaltigkeit ist heute in der Tat sehr unübersichtlich. Der Begriff wird heute sehr inflationär eingesetzt und ist daher extrem erklärungsbedürftig. Dazu gibt es eine Vielzahl an Standards, Zertifikaten und Siegeln, die Nachhaltigkeit belegen sollen sowie leider auch sehr viel „greenwashing“. Wir sehen unsere Aufgabe auch darin, hier den Textilservice und seine Endkunden zu unterstützen.
WRP: Die Textilpflegebranche muss aktuell mit vielen Problemen kämpfen. Welchen Stellenwert hat heute nachhaltige Berufskleidung ?
Klaus Baur: Nachhaltigkeit ist seit Jahren ein Dauerthema im Textilservice und genauso bei seinen Kunden. Beide setzen darauf. Das ist auch heute so – trotz explodierender Energiepreise, Personalmangel und Mindestlohnerhöhung etc. Wir alle wissen, dass wir uns umstellen müssen. Deshalb gilt es auch beim Textileinkauf, so schnell wie möglich auf nachhaltige Lösungen zu setzen. Der Textilservice hat in Richtung Nachhaltigkeit schon einiges geleistet, um seine Prozesse umweltgerechter zu machen. Dann ist es im Sinne eines textilen Kreislaufmodells nur konsequent, dies bei den Textilien fortzusetzen, die in den nachhaltigen Prozessen des Textilservices bearbeitet werden.
WRP: Green Workwear ist erst seit diesem Jahr am Markt. Sind sie zufrieden mit der bisherigen Entwicklung ?
Harald Reisinger: Seit Januar 2022 liefern wir unsere Berufskleidung aus. Die Resonanz aus dem Markt ist sehr positiv. Wir haben bei einem Endkunden – es ist der städtische Pflegeheimanbieter MÜNCHENSTIFT – eine erste Ausschreibung gewinnen können. Das Haus hatte bei der Berufskleidung das Level in Bezug auf Nachhaltigkeit so hochgelegt, dass viele Wettbewerber gar nicht anbieten konnten. Unsere Berufskleidung erfüllt die geforderten Standards. Und wir sind schon an einem zweiten Projekt beteiligt. Bei weiteren sind wir aktuell in einem Testtragemodus. Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung.
Klaus Baur: Wir freuen uns sehr über die positiven Reaktionen. Das Marktumfeld ist aktuell schwierig und es gibt auch noch Corona. Trotzdem sind sich Kunden bewusst, dass sie etwas tun müssen. Und das können sie heute, weil es entsprechende Angebote wie unsere konsequent nachhaltige Berufskleidungskollektion gibt.
WRP: Welche Ziele hat Green Workwear in den nächsten Jahren ?
Harald Reisinger: Das große Ziel von Green Workwear ist bis 2030 die komplette Kreislauffähigkeit unserer Produkte. Auch wenn wir bei den Standards für unsere Berufskleidung schon heute weit oben sind, möchten und werden wir dieses Niveau Schritt für Schritt weiter erhöhen. Damit eben keine Baumwolle neu angepflanzt oder Polyesterfasern – Stichwort Mikroplastik in der Umwelt – produziert werden müssen. Vielleicht wird es notwendig sein, nach ganz neuen Fasern Ausschau zu halten. Wir werden weiter hart daran arbeiten, unsere Produkte noch nachhaltiger zu machen.
Die komplette Kreislauffähigkeit von Textilien ist sicherlich eines der herausragenden Themen. Wir sind hier auf halben Weg. Es gibt heute erste Verfahren, Gewebe mit Baumwolle und Polyester zu trennen. Recycelte Baumwolle wird zum Beispiel von Lenzing in der Refibra-Faser wieder eingesetzt.
In unserer Standardkollektion gibt es ausschließlich vollfarbige Teile. Der Grund ist, dass mit verschiedenen Farben im Textil der Upcycling-Prozess sehr viel schwieriger wird. Das heißt, wir schauen schon jetzt, dass in diesen Prozessen unsere Artikel einfach zu bearbeiten sind. Gleichzeitig müssen wir weiter darauf achten, dass unsere Artikel im Textilservice lange Einsatzzeiten erreichen können.
Klaus Baur: Das muss das Ziel sein. Wenn wir es schaffen, von 50/50-Geweben auf Produkte mit 70 Prozent Tencel und 30 Prozent Polyester zu gehen, wäre das schon ein weiterer, großer Schritt. Aber dann muss die Tencel-Faser so weiterentwickelt sein, dass auch beim neuen Produkt die gleiche Lebensdauer erreicht werden kann.
Wir möchten mit Green Workwear das Thema Nachhaltigkeit in der Branche weiter entwickeln.
In der Altenpflege muss Bekleidung hygienischen Standards genügen, darauf ist die Branche angewiesen. Trotzdem sollte diese Bekleidung so nachhaltig produziert und so lange im Umlauf gebracht werden können wie möglich. Um dann, wenn sie aussortiert werden muss, recycelt und als neues Textil einen weiteren Zyklus im Textilservice antreten zu können. Das muss die Zukunft sein, das fordert der Markt. Bisher konnte dies nicht bedient werden. Wir sind mit Green Workwear auf diesem Weg. Und wir werden auf diesem Weg wie bisher die Wäschereien genauso wie die Endkunden mitnehmen.