WRP - 2/24

„Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt“

WRP: Herr Hunger, Sie sind seit einem halben Jahr Leiter des Vertriebs- und Servicecenters bei Jensen in Harsum. Wie haben Sie sich eingelebt ?

Ronny Hunger: Ich war bereits für Jensen tätig und habe vier Jahre lang im Projektmanagement gearbeitet. Nach 20 Monaten und einem kurzen Abstecher in die Automobilindustrie wieder für Jensen zu arbeiten, ist wie nach Hause zu kommen. Ich kenne die Menschen hier, die Strukturen und Prozesse. Mein Empfang war herzlich und ich bekomme Unterstützung von allen Seiten und neue Aufgaben. Schon früher habe ich bei Jensen die offene Kommunikation und den kollegialen Umgang miteinander sehr geschätzt. Das beziehe ich nicht nur auf Deutschland, sondern auf das ganze Unternehmen, das global tätig ist.

Ich kümmere mich jetzt nicht nur um die Waschtechnik, die hier produziert wird, sondern um das ganze Portfolio von Jensen, das wir hierzulande anbieten. Das macht extrem viel Spaß. Jeder ist sehr motiviert und geht mit einem großen Engagement an seine Aufgaben. Das ist einfach toll.

WRP: Die Firma Jensen hat Ihren Posten in Harsum neu eingerichtet. Warum diese Entscheidung ?

Ronny Hunger: Meine Position gab es in ähnlicher Form schon früher. Jetzt ist sie mit einem neuen Fokus und Aufgabengebiet wieder eingeführt worden. Es geht uns darum, das Sales-and-Servicecenter hier in Harsum weiter zu stärken mit einem Leiter, der sowohl für den Service als auch den Vertrieb zuständig ist und mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der deutschen Kunden. Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt, auf dem wir weiter wachsen wollen.

Wir haben an diesem Harsumer Standort zwei Funktionen: Das Sales-and-Service-Center beliefert deutsche Kunden mit Finishingtechnologie aus Dänemark, Berufsbekleidungssortieranlagen aus Schweden etc. Und dann haben wir hier das Werk Deutschland mit der Waschtechnik. Sie ist eines der Herzstücke der Wäschereitechnologie und kommt komplett aus Harsum. Wir stellen hier Maschinen und Lösungen her, die weltweit exportiert werden. Das heißt, wir haben eine Fabrik, die weltweit tätig ist. Und wir haben eine Vertretung, die den deutschen Markt bedient.

Deutschland ist durch die Akquisition der Firma Senking im Jahr 1998 das Kompetenzzentrum für Waschraumtechnologie. Wir haben in unsere Fabrik in Harsum investiert und können heute mit einer neuen Laserschneidanlage und der größten Drehbank Europas arbeiten. Unsere Produkte hier sind Made in Germany. Das sind starke Aussagen: Wir investieren in den Standort. Wir sind groß. Wir exportieren von Harsum in die Welt.

WRP: Welche Bedeutung haben der Service und Vertrieb für ­Ihre Kunden ?

Ronny Hunger: Beides wird immer mehr nachgefragt. Wir verkaufen nicht nur eine Maschine, sondern am Ende das Produkt insgesamt. Und dazu gehört ein guter Service, um eine ganzheitliche, nachhaltige Lösung anzubieten.

Heute kann der Service an den Hersteller abgegeben werden. Das Servicepaket gehört zum Produkt dazu. Wir bieten einen Webshop an, indem unsere Kunden direkt, schnell und rund um die Uhr die meisten Teile hier im Lager in Harsum bestellen können. In diesem Lager werden nicht nur Teile für die Waschtechnik, sondern für alle Technologien, die im deutschen Markt verfügbar sind, bevorratet. Der Kunde kann das Ersatzteil selbst einbauen oder sich den Service dazu buchen. Dann kommt ein Techniker von uns oder einem unserer Partner vorbei.

WRP: Um das Risiko eines Maschinenausfalls zu minimieren, ist die Wartung bzw. die präventive Wartung sinnvoll. Das ist, dies hören wir immer wieder, ein manchmal schwieriges Thema in einigen Wäschereien.

Ronny Hunger: Das ist richtig. Die Betriebe sind heute mit vielen Anforderungen beschäftigt. Manchmal fehlt Personal, die Prozesse sind immer enger getaktet usw. Unsere Maschinen melden sich mittlerweile, wenn es Zeit ist für eine Wartung. Das ist in der Software unserer Stand-alone-Waschmaschinen und -Trockner und genauso unserer großen Tunnelwascher integriert. Die Intervalle zur Wartung werden angezeigt. Und wenn es ein Problem gibt, weist die Maschine den Kunden an, was er tun muss, um das Problem zu beheben.

Aber trotzdem ist Wartung ein elementar wichtiges Thema, wenn es um die Verfügbarkeit der Technik geht. Das wissen auch unsere Kunden. Sie fragen immer häufiger auch nach Wartungsverträgen. Wir haben auch Modelle wie Fernwartungssysteme im Angebot. Viele Betriebe in unserer Branche – wie in anderen auch – leiden unter einem Fachkräftemangel. Unsere Fernwartungssysteme sind hier ein wichtiges Werkzeug, um unsere Kunden zu unterstützen bzw. zu entlasten.

Wir sehen auch in Zukunft hier sehr viel Handlungsbedarf. Das ist ein wesentlicher Grund, warum der Service bei uns ausgebaut wird. Fernwartung, Ersatzteilversorgung auch einfach über den Webshop, Transparenz, Hilfsmittel an der Maschine bis hin zu Wartungsverträgen oder individuellen Wartungskonzepten mit Ersatzteilpaketen – wir haben mittlerweile ein sehr individuelles Angebot, das auf jede Anforderung zugeschnitten werden kann. Deswegen ist für uns auch der Vertrieb so wichtig. Er verantwortet, dass das passende Paket individuell für den Kunden zusammenstellt wird.

Wir möchten im Vertrieb proaktiv arbeiten. Wenn die Maschine schon beim Kunden steht und nachgezogen werden muss, ist es einfach zu spät. Und deshalb gehört von der Einzelmaschine bis hin zur Gesamtwäscherei das jeweils optimal passende Wartungs- und Servicekonzept zum Angebot. Ob das allein aus einer Fernwartung besteht, weil der Kunde das nötige Personal im Betrieb hat oder mehr benötigt: Unser Vertrieb verkauft nicht nur neue Maschinen, sondern muss einem Kunden auch ein Gesamtkonzept für seine Wäscherei anbieten. Das ist unsere Aufgabe.

Wenn dann auch das Thema Automatisierung mitspielt, kommt die Frage auf: Wie optimiere ich die vorhandenen Prozesse in die Richtung, dass eine Automatisierung Sinn ergibt ? Es ergeben sich ganz neue Betrachtungsweisen in diese Prozesse hinein.

WRP: Sie haben gerade ‚Transparenz‘ erwähnt. Was meinen Sie damit, wie definiert Jensen diesen Begriff ?

Ronny Hunger: Transparenz hat für uns sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun und ist dementsprechend für uns sehr wichtig. Und zwar nicht erst heute. Nehmen wir als Beispiel dafür unseren Cleantech-Ansatz, den wir 2008 entwickelt haben. Er fordert, ressourcenschonend möglichst viel Leistung aus den Maschinen zu holen. Das haben wir seitdem sehr stark vorangetrieben. Hier sind wir Innovations-, Markt- und Technologieführer.

Jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Wir schauen auch unser eigenes Unternehmen an. Wie können wir nachhaltiger sein ? Es gibt auch eine Funktion auf der Konzernebene in unserer Firmengruppe: Seit einem Jahr haben wir eine Kollegin, die für die Corporate Substainability zuständig ist. Sie treibt diese Prozesse intern und extern voran und ist direkt der Geschäftsleitung unterstellt.

WRP: Wäschereien beschäftigen sich heute mit Nachhaltigkeit, weil sie es möchten bzw. ihre Kunden es auch fordern. Aktuell gibt es zusätzlich das große Thema CO₂-Steuer. Wie kann Jensen den Wäschereien dabei helfen, dass diese ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen ?

Ronny Hunger: Es geht schon los bei Automatisierungsprozessen, um einfach effektiver arbeiten zu können. Wir hatten auch bereits über unser Cleantech-Konzept gesprochen. Letztendlich geht es aber nicht nur um die Nachhaltigkeit der Maschinen, sondern genauso, die Arbeitsplatzqualität für jeden Mitarbeiter zu erhöhen. Früher wurde bei Mitarbeitern nur darauf geschaut, ob er oder sie aufrecht an der Maschine steht oder in gebückter Haltung arbeiten muss. Heute achten wir viel mehr auf ergonomische Anforderungen.

Es geht auch darum, Maschinen und Textilien zu schonen. So können sie lange eingesetzt werden. Wenn wir mit Robotern sortieren und Kameras einsetzen, die Fremdobjekte in der Wäsche erkennen, bevor diese in den Waschprozess kommen, vermeiden wir Flecken durch Tinte, Beschädigungen durch Schälchen etc. Wenn die Wäsche automatisch sortiert wird, geht die Fehlerquote gegen null. Dies sorgt für eine geringere Fehleranfälligkeit und in diesem Fall ebenfalls für eine Schonung der Ressourcen, wenn wenig Wäsche entsorgt werden muss.

Hier spielen wir auch das Thema Transparenz an: Weil wir einerseits familiengeführt sind und diese unternehmerische Denkhaltung in all unseren Teams haben. Unsere Kunden haben es daher mit einem familiengeführten Hersteller zu tun. Andererseits sind wir auch an der Börse notiert. Das heißt, wir bieten diese Transparenz und zeigen auch auf, wie unsere Kunden ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen können. Alle Kennzahlen unseres Unternehmens sind jederzeit online verfügbar und akkreditiert.

Dazu kommt die Transparenz bei den Prozessen. Und man kann noch einen weiteren Aspekt anführen: Wenn bei uns ein Ersatzteil bestellt wird, ist auch dieser Vorgang sehr transparent. Man bekommt eine Trackingnummer und Statusupdates. Wir bieten Transparenz in jeglicher Art.

WRP: Welche Rolle spielen heute die Themen Energie und Leistung bei Ihren Kundengesprächen ?

Ronny Hunger: Beim Thema Energie geht es jetzt um neue Denkweisen. Zum Beispiel: Was passiert mit Wasserstoff ? Aber diese Diskussionen sind auch immer sehr abhängig von den jeweiligen politischen Entscheidungsträgern. Wir sagen, wenn es um die Energieträger geht: Was auch immer gefordert ist, wir werden unsere Technologie entsprechend anpassen.

Und Leistung ist immer gefragt. Wie viele Teile, wie viele Kilo, wie viele Tonnen schafft man am Tag ? Benötigt man dafür eine, zwei oder drei Schichten ? Das ist immer noch eine Grundlage jedes Prozesses in jeder Wäscherei. Angesichts des Personalmangels versuchen viele Betriebe, ihre Aufträge mit nur einer Schicht zu bewältigen. Für zwei Schichten wird manchmal doppelt soviel Personal benötigt. Leistungsfähigkeit wird immer ein zentrales Thema bleiben.

WRP: Während die Automatisierung seit vielen Jahren ein bedeutendes Werkzeug in den Wäschereien ist, kommt jetzt die Roboterisierung hinzu. Was kann Jensen hier beitragen ?

Ronny Hunger: Wir haben seit fast sechs Jahren eine sehr enge und sehr gute Partnerschaft mit Inwatec. Die dänische Firma ist bekanntlich auf Roboterisierungslösungen in Wäschereiprozessen spezialisiert. Das Thema Roboter tritt jetzt immer mehr in den Vordergrund, der Wandel vollzieht sich jetzt wesentlich schneller. Die Lebenszyklen verkürzen sich, die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten steigt stetig.

WRP: Was forciert diesen Wandel in Richtung Roboterisierung der Wäschereien ?

Ronny Hunger: Der Fach- und Arbeitskräftemangel und ein allgemeines Umdenken in der Branche. Schließlich hat der Einsatz von Robotern auch etwas mit Sicherheit zu tun, besonders auf der Schmutzwäscheseite. Wenn hier von Hand sortiert wird, können in der Krankenhauswäsche Gefahren durch Spritzen, Medikamente etc. drohen, bei der Berufsbekleidung durch Cuttermesser etc. Die Mitarbeiter an der Sortierung greifen in die Wäsche und können sich verletzen beziehungsweise infizieren. Das am häufigsten verlorene Objekt ist übrigens der Kugelschreiber. Wenn einer davon in die Presse gelangt, kann das Presspolster schnell kaputt gehen.

Dieses Risiko für die Mitarbeiter entfällt, wenn Betriebe eine Lösung haben, die solche Fremdkörper automatisch aussortiert. Und auch ganz wichtig: Wenn ein Mitarbeiter mit einer vollautomatisierten Anlage arbeitet, dann bekommt er eine ganz andere Wahrnehmung seines Arbeitsplatzes. Es ist eine völlig andere Aufgabe, ob man 8 Stunden am Tag manuell dreckige Wäsche sortiert oder Mitarbeiter in einem hoch automatisierten Unternehmen ist, mit Robotern arbeitet, Prozessmonitore begutachtet und ausgeworfene Kleidungsstücke, in denen sich ein Fremdobjekt befindet, manuell prüft.

Das ist ein großer Unterschied in der Wertschätzung seines Jobs – auch nach außen im sozialen Umfeld. Das heißt, wir erreichen durch die Roboterisierung einerseits eine Attraktivierung des Arbeitsplatzes und andererseits wird der Arbeitsschutz deutlich erhöht.

WRP: Warum hat man bei der Schmutzwäschesortierung mit der Automatisierung durch Roboterisierung begonnen ?

Ronny Hunger: Wir schauen uns grundsätzlich alle Bereiche des Prozesses an, sehen aber in der Schmutzwäschesortierung aktuell den größten Bedarf. Schmutzige Wäsche bereits hier zu sortieren, hat auch mit den nachgelagerten Prozessen zu tun. Was man vorne in diesem Bereich sortiert, muss hinten nicht noch einmal auseinander gebracht werden. Es geht auch darum, auf Anhieb alles richtig zu machen für die späteren Prozesse, die davon betroffen sind. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Lebensdauer der Textilien und Maschinen. So erreichen Kunden auch ihre Nachhaltigkeitsziele.

Zumindest in Deutschland gibt es eine klare Trennung zwischen unreiner und reiner Seite. Dadurch ist ein Betrieb auch gesetzlichen Anforderungen verpflichtet. Zudem lassen sich Wäscheteile so leichter nachverfolgen. Wäscheteile erst auf der reinen Seite zu sortieren, ist also nicht unbedingt gewollt. Und natürlich wird ein Roboter nicht krank, er arbeitet kontinuierlich und ihm muss kein Lohn gezahlt werden.

Finishinglinien und Waschstraßen sind heute die Herzstücke in den Wäschereien. Wir denken, die Robotiksortierung wird das sehr bald auch sein. Weil es nicht mehr ohne sie geht und diese Technologie so viele Vorteile besitzt: Produktivität, Arbeitsschutz und Nachhaltigkeit.

Die automatische Schmutzwäschesortierung hilft auch Kosten einzusparen. Wenn präventiv vorher schon sichergestellt ist, dass nur Wäsche – und keine Fremdteile – in die Waschmaschine gelangen, hilft das dabei, die Ausfallwahrscheinlichkeit zu senken. Und genauso Kosten zu reduzieren, weil man keine Ersatzteile für Maschinen benötigt, die durch Fremdkörper beschädigt werden.

Wir haben in einer Wäscherei einmal in den Putztüchern eines Kunden ein Motorradgetriebe entdeckt. Das ging durch die Waschstraße und durch die Presse. Und wir hatten uns vorher gewundert, woher die Gebrauchsspuren an den Wäschereimaschinen kamen. Ich denke, jede Wäscherei hat ihren eigenen Schrein mit all den Sachen, die aus der Schmutzwäsche aussortiert wurden.

WRP: Ist es einfacher, eine Wäscherei zu automatisieren, die nur wenige Arten von Artikeln bearbeitet ?

Ronny Hunger: Das ist immer eine Herausforderung. Besonders, wenn es um Bewohnerwäsche mit 400, 500 verschiedenen Teilen geht. Wir sind hier gut aufgestellt, mit Unterstützung durch Inwatec für das Modulare. Wir können Lösungen wie mit einem Baukasten angepasst auf die Kundenbedürfnisse entwickeln und konfigurieren. Und dann spielt es keine Rolle, ob es um eine Bestandswäscherei mit wenig Platz geht – das ist immer eine Herausforderung -, oder einen Neubau auf der grünen Wiese. Natürlich ist das bei einem Neubau immer einfacher, weil wir drumherum planen können. Wir schauen, was für Wäsche der Kunde hat, ob er RFID-Chips einsetzt oder per Kamera und Fotos ein Wäschestück identifiziert werden muss. Oder ob beide Varianten zum Einsatz kommen.

Wir können unser Angebot baukastenmäßig auf die Kundenbedürfnisse abstimmen. Auch für die Wäschekategorien, nach denen die Textilien sortiert werden. Aber benötigt ein Kunde überhaupt 200 verschiedene Kategorien ? Oder ist jedes weiße Textil einfach weiße Wäsche ? Werden die Textilien im Nachgang noch einmal sortiert ? Oder muss zum Beispiel die Wäsche von jedem Krankenhaus in einen Bereich sortiert werden ?

Müssen Prozesse umgestellt werden ? Ist die manuelle Arbeit per Hand noch sinnvoll ? Wir schauen uns bei unseren Kunden immer das ganze Sortiment an – bis zum einzelnen Handschuh. Dabei kommen manchmal auch sehr interessante Details heraus. Zum Beispiel, dass ein Kunde einer Wäscherei jeden Tag 20.000 Handschuhe am Tag waschen lässt. Das war dem Betrieb in dem Volumen gar nicht klar, die Handschuhe wurden einfach immer mit gewaschen.

Schließlich ist auch Hygiene ein zentrales Argument für Automatisierung und Roboterisierung. Man muss sich nur überlegen, durch wie viele Hände ein Wäschestück in einer Berufsbekleidungswäscherei geht, wenn die Schmutzwäsche automatisch sortiert wird: Die erste Person kippt die Wäsche auf das Förderband, die zweite hängt die Textilien auf die Bügel im Sortierbereich, die dritte nimmt sie vom Förderband und sorgt für die Disposition. Das heißt, es sind drei Personen – sechs bei hohem Wäscheaufkommen –, die die Wäsche in dem ganzen Prozess in die Hand nehmen. Und man kann in diesem Beispiel auch die 3. Person weiter optimieren: Das Disponieren kann heute durch Systeme erledigt werden, die die saubere Wäsche einpacken und in den Wagen transportieren.

WRP: Mit der Roboterisierung halten neue Technologien in die Wäschereien Einzug. Deren Nutzung bedingt natürlich auch ein gewisses Know-how in den Betrieben.

Ronny Hunger: Das ist richtig. Deshalb bauen wir unsere Services mit Fernwartungen, Fernüberwachung, Wartungspaketen aber auch unserem Webshop weiter aus. Gleichzeitig machen Automatisierung und Roboterisierung die Branche interessanter für Fachkräfte. Das Schöne ist ja, dass hier Menschen noch bei Menschen einkaufen. Sie arbeiten zusammen. Aus eigener Erfahrung kann ich aus der Automobilbranche sagen: Dort spielt der Mensch keine Rolle mehr, dort zählt nur noch der Preis.

Deshalb macht mir persönlich die Textilpflegebranche auch so viel Spaß. Weil wir mit Menschen arbeiten. Und am Ende nicht über ein Bietersystem bestimmen, wer unser Zulieferer wird. Das macht die Textilpflege charmant. Und natürlich ist jede Lösung anders, das macht das Geschäft sehr individuell.

WRP: Welche Entwicklungen können Kunden von Jensen noch erwarten ?

Ronny Hunger: Grundsätzlich ist es so, dass wir versuchen, alle Schritte, die automatisiert werden können, auch zu automatisieren. Neuheiten dazu werden wir im November auf der Texcare International in Frankfurt am Main vorstellen.

Auf dem deutschen Markt bauen wir unseren Vertrieb und Service weiter aus. Dazu zählt auch der Ausbau unseres Webshops. Wir möchten eine professionalisierte Nähe zu unseren Kunden aufbauen und halten und genauso unsere Dienstleistungen ausbauen. Das Wort, das diesen Ansatz beschreibt, ist Servitization.

Es geht also nicht darum, den Kunden einfach etwas anzubieten, sondern unsere Angebote spezifisch auf den jeweiligen Kunden auszurichten. Was braucht er wirklich ? In welcher Form braucht er es ? Nur das ist auch nachhaltig. Zum Beispiel: Was sollen Ersatzteilpakete, die zur Hälfte aus Teilen bestehen, die der Kunde nicht benötigt, weil sie seinen Anforderungen nicht entsprechen ? Das ist auch der Grund, warum bei uns Vertrieb und Service noch näher zusammenrücken.

Wir möchten mit unseren Kunden auf Augenhöhe zusammenarbeiten und ihnen individuelle Pakete anbieten. Das bedeutet aber auch, dass wir Personal brauchen. Zwar sind Automatisierungslösungen Investitionsgüter, aber das Geschäft läuft nur mit Menschen als Ansprechpartner. Wir investieren deshalb intern sehr viel in die Stärkung unserer Arbeitsteams.

Wir wollen auch, dass unsere Mitarbeiter den professionellen Service bieten können, den unsere Kunden erwarten. Das eröffnet auch sehr viele Chancen. Wir haben einen sehr guten Unternehmensgeist und pflegen eine starke Unternehmenskultur – das bestätigen uns auch Gäste und Kunden, die uns in Harsum oder in unseren globalen Niederlassungen besuchen. Wir haben schon eine sehr gute Basis. Jetzt müssen wir einfach einen Schritt weitergehen und die digitale Transformation begleiten. Und mehr investieren in die Schulungen unserer eigenen Mitarbeiter und jener der Kunden. Damit sie auch verstehen, wie sie die Prozesse nutzen können, um produktiver und wettbewerbsfähiger zu sein.

Wir haben vorhin gesagt, dass die ganze Branche durch die Technologie attraktiver wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle auch eine Aufgabe haben, die wir lösen dürfen. Wir kommunizieren, wie systemrelevant und gleichzeitig nachhaltig unsere Branche ist. Das ist sie, und das unterscheidet uns von vielen anderen Branchen. Wenn wir Deutschland anschauen, ist die Automobilbranche systemrelevant, aber noch nicht nachhaltig. Und das dürfen wir vielleicht als Hausaufgabe für uns alle – die gesamte Branche – mitnehmen in dieses gerade gestartete Jahr: Dass wir das noch besser kommunizieren und in die Gesellschaft tragen. Die Textilpflege ist die älteste Kreislaufwirtschaft der Welt.
„Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt“
Foto/Grafik: Jensen
Durch automatische Vereinzelung von Wäscheartikeln auf der unreinen Seite kann THOR eine manuelle Sortierung ersetzen. Über 100 dieser Roboter sind laut Jensen schon weltweit im Einsatz.
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