WRP - 5/24
„Wir haben unser Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft“
WRP: Herr Richter, Sie sind seit Januar 2024 Geschäftsführer bei Kreussler. Auf dem Posten sind Sie neu, aber das Unternehmen ist Ihnen bereits bestens bekannt: Sie waren von 2008 bis 2015 schon für das Unternehmen tätig. Jetzt nach der Pause: Was hat sich bei Kreussler verändert ?
Christoph Richter: Natürlich hat sich Kreussler als Unternehmen in den neun Jahren weiter entwickelt. Das gilt für die Umsatzgröße und die Zahl der Mitarbeiter. Es wurden neue Produkte und Lösungen gefunden für neue Kundenanforderungen in einem immer komplexer werdenden Umfeld. In dieser Zeit hat auch ein gewisser Generationswechsel im Unternehmen stattgefunden. Neue Kollegen sind dazugekommen, andere sind mittlerweile im Ruhestand. Mit den neuen Mitarbeitern sind neue Erfahrungen und Perspektiven sowie neues Wissen ins Haus getragen worden. Auch davon profitierte Kreussler und wird es auch weiter tun. Aber ich habe mich sofort nach meinem Wiedereinstieg wieder heimisch gefühlt.
WRP: Sie haben zuletzt für einen Maschinenhersteller gearbeitet, schauten also in dieser Zeit aus einer mehr technischen Perspektive auf die Branche. Inwieweit sind die hier gemachten Erfahrungen bzw. das gewonnene Know-how für Ihren aktuellen Job relevant ?
Richter: Als ich 2015 zu dem Maschinenhersteller (Electrolux Professional AB) wechselte, war das zunächst der Sprung von einem mittelständischen Familienunternehmen zu einem Großkonzern. Das bedeutete andere Strukturen, Prozesse, eine neue Firmenkultur etc. Ich denke, diese Konzernperspektive wird mir sicherlich in meiner jetzigen Position helfen. Genauso werden meine Erfahrungen und mein Wissen auf der Technikseite nützlich und konkret anwendbar sein. Und sowieso sind beide Unternehmen – sowohl Kreussler als auch Electrolux Professional – im gleichen Marktsegment, nämlich in der Textilpflegebranche unterwegs. Die Kunden sind fast identisch.
WRP: Herr Dr. Eigen, bis Mitte des Jahres begleiten Sie Ihren Nachfolger Herrn Richter noch in seiner neuen Position. Wenn Sie auf die vielen Jahre als Geschäftsführer von Kreussler zurückblicken: Was war in dieser Zeit der wichtigste strategische Schritt für das Unternehmen ?
Dr. Helmut Eigen: Wenn ich auf die letzten 30 Jahre bei Kreussler zurückblicke – davon 16 Jahre als Geschäftsführer –, war für mich der wichtigste strategische Schritt definitiv der Wechsel vom Lösemittel ins Wasser. Mein Vorgänger Kaspar Hasenclever hatte bereits früh erkannt, dass das Reinigen in Lösemittel keine Zukunft haben wird. Das heißt, wenn wir als Firma wachsen wollten, musste im wahrsten Sinne des Wortes der Sprung ins kalte Wasser gewagt werden.
Es fing an mit der Erfindung der Nassreinigung in den späten 1980er Jahren und ging weiter Anfang der 1990er mit den phosphatfreien I&I Waschmitteln TREBON SI und TREBON PLUS auf Schichtsilikatbasis. Der nächste große Entwicklungsschritt war 2008 das „flüssige Pulver“ DERVAL POWER, mit dem erstmalig Dosiermengen für Großwäschereien möglich waren, die man bisher nur von Pulvern kannte. Dazu passte perfekt die Entwicklung unserer eigenen Dosiertechnik, die diese Produkte kundenspezifisch exakt an die Stelle in der Wäscherei befördert, wo sie benötigt werden.
WRP: Was werden Sie ab Mitte des Jahres machen ?
Dr. Eigen: Zunächst einmal bleibe ich bis Ende des Jahres Geschäftsführer von Kreussler. Ich gebe Mitte des Jahres lediglich die Spartenleitung an Herrn Richter ab und werde dann der Firma noch bis Oktober 2026 für alle technischen Belange zur Verfügung stehen. Ein größerer mittelständischer Chemiebetrieb wie Kreussler ist bei den heutigen Anforderungen an die Rechtssicherheit – Stichwort Compliance – eine sehr große Herausforderung. Zudem werde ich meine Tätigkeiten in den Chemieverbänden und bei den Forschungsinstituten fortführen.
Ich hoffe, mit dem Start 2025 etwas mehr Zeit für meine Frau und mich zu haben. Meine Frau hat mir 30 Jahre den Rücken freigehalten. Ohne sie hätte ich diesen Fulltimejob nicht machen können. Ob man mich nach 2026 noch in der Firma benötigt, wird sich zeigen. Die letzten Jahre mit Pandemie, Lieferketten-Problematik, mit der durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise und der daraus resultierenden Inflation haben sehr viel Kraft gekostet. Ich bin froh, dass wir mit Herrn Richter einen kompetenten und energiegeladenen Nachfolger für mich gefunden haben. Er wird die Firma in den nächsten Jahren sicherlich weiter voranbringen.
WRP: Schauen wir auf die Branche. Gerade wurden schon die vielen Entwicklungen aufgezählt, mit denen die Branche in den letzten Jahren und noch heute konfrontiert ist. Hart getroffen sind auch die Textilreinigungen, die schon länger mit Problemen zu kämpfen haben. Welche Rolle spielt das Geschäft mit Textilreinigungen noch für Kreussler ?
Thomas Zeck: Die Firma Kreussler hat eine lange Historie in den Textilreinigungen. Mit diesen Kunden sind wir groß geworden, auch deshalb sind sie nach wie vor für uns wichtig. Wir kümmern uns auch heute umfassend mit Services und Produkten um diese Betriebe. Aber dieses Segment alleine würde für unsere heutige Firmengröße nicht mehr ausreichen. Kreussler hat deswegen frühzeitig seine Aktivitäten zum umfassenden Anbieter für alle Marktsegmente der gewerblichen und industriellen Textilpflege gezielt ausgedehnt. Daher konzentrieren wir uns heute mehr auf die Pflege von Textilien in Wasser, in jeder Dimension: Von der Reinigung und Wäscherei im gewerblichen Bereich bis hin zu den selbständigen und konzerngebundenen industriellen Wäschereien.
WRP: Können Sie das quantifizieren ? Welche Umsätze werden mit Textilreinigungen und mit Wäschereien erwirtschaftet ?
Zeck: Zunächst muss festgestellt werden: Wenn wir von der Produktseite auf den Textilreinigungsmarkt in den letzten 20, 30 Jahren schauen, dann hat in diesen Betrieben die klassische ausschließliche Lösemittelreinigung immer mehr an Bedeutung verloren. Gleichzeitig wurde und wird seitdem in diesen Betrieben immer mehr gewaschen und nassgereinigt. Das ist auch darin begründet, dass immer mehr waschbare Oberbekleidung verkauft wird und dadurch die Vielfalt der Textilien in den Reinigungen größer geworden ist. Auch der Fachkräftemangel spielt hier eine Rolle. Wenn qualifiziertes Personal – zum Beispiel für die Detachur in der Textilreinigung – immer schwieriger zu rekrutieren ist, dann müssen die Betriebe schauen, wie sie ihren Kunden trotzdem ein sehr gutes Ergebnis liefern können. Waschen und Nassreinigung kommen den Reinigern hier entgegen. Sie sind in der Praxis einfacher im Handling geworden und liefern sehr gute Ergebnisse, nachhaltiger und ökologischer als es die Haushaltsmaschine vermag, und das ist wichtig.
Weiter können wir nicht jeden unserer Kunden eindeutig einer Textilreinigung oder Wäscherei zuordnen; es gibt sehr viele Mischbetriebe. Zudem arbeiten wir global mit vielen Handelspartnern zusammen, mit denen wir einige der weltweit größten Ketten und Betriebe in dem Segment der Textilreinigungen betreuen. Ebenso wie die unzählig vielen kleineren, uns oft persönlich nicht bekannten Betriebe, die bei unseren Handelspartnern ihren gesamten Bedarf an Verbrauchsartikeln decken.
WRP: Effizienz und Nachhaltigkeit sowie fehlende Arbeitskräfte – das sind heute die zentralen Themen in den Betrieben der Branche. Wie macht sich Kreussler nachhaltiger, wie kann den Kunden dabei geholfen werden ?
Richter: Das Thema Nachhaltigkeit und Effizienz steht seit vielen Jahren im Fokus von Kreussler. Seit Jahrzehnten konfektionieren wir unsere Produkte hier in Wiesbaden am Unternehmenssitz. Das heißt, wir haben deutlich weniger Transportwege im Betrieb und kommen mit deutlich weniger Lagerflächen als viele andere Anbieter aus. Das ist eine der Kernqualitäten unserer Produkte.
Wir haben in den letzten Jahren stetig unseren Rezyklatanteil erhöht. Unsere Fässer sind heute zu rund 50 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Die Gebinde werden in einem Kreislauf zum Kunden geliefert, dann abgeholt und zum Teil wieder eingesetzt. Unsere selbst entwickelte und von uns produzierte Dosiertechnik setzt unsere Produkte nicht nur optimal ein, sondern macht diesen Prozess sichtbar und messbar. Das hilft, den Ressourceneinsatz rund ums Waschen und Nachbearbeiten weiter zu optimieren.
Und wir forcieren seit Jahren unser Portfolio mit energie- und wassersparenden Lösungen, zum Beispiel mit Wärmetauschern. Wir können heute in der Prozesstechnik Lösungen anbieten, die nicht nur den Prozess an sich verbessern, sondern signifikante Einsparungen möglich machen.
Zeck: Hinzu kommen unsere Aktivitäten im Bereich Produkt- und Verfahrensentwicklung. Unser Ziel ist es, spätestens zu wichtigen Messen mit neuen Produkten und Innovationen aufzuwarten. Wir sind und bleiben eine chemische Fabrik. Besonders die Verknüpfung von Chemie und Verfahrenstechnik in Wäschereien bildet unser Hauptbetätigungsfeld. Unser Vertrieb und unsere Handelspartner liefern dazu immer wieder gute und wichtige Ideen. Viele davon werden zu marktreifen Lösungen entwickelt.
Dr. Eigen: Neben unseren Superkonzentraten, die Energie und Materialien bei Herstellung, Transport und Anwendung sparen, versuchen wir natürlich, unsere Produkte möglichst ökologisch herzustellen – insofern es wirklich Sinn macht. Denn nicht auf jeder Verpackung, auf der Green steht, ist auch Green drin.
Natürlich unterstützen wir unsere Kunden bei der Planung von wärme- und wassersparenden Maßnahmen. Aber der Weg bis zur geplanten Klimaneutralität im Jahr 2045 wird noch aufwändig und kostspielig. Insbesondere Öl und Gas im Trocknungsbereich der Wäschereien zu ersetzen, wird nicht einfach – auch wenn es heute schon technische Lösungen gibt. Im Endeffekt ist es immer eine Kosten-Nutzenanalyse. Grundsätzlich stellt das Energieeffizienzgesetz die Wäschereien vor deutlich größere Herausforderungen als uns.
WRP: Gibt es auf der Produktseite noch viel Entwicklungspotenzial ?
Zeck: Natürlich, Entwicklungen sind nie ganz ausgereizt, es geht immer noch besser. Das ist heutzutage – zum Beispiel mit Blick auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen – ganz wichtig. Ein Unternehmen muss außerdem wissen, wie es sich von Mitbewerbern unterscheiden kann. Auch das treibt Entwicklung an.
Richter: Gleichzeitig müssen wir uns bei der Entwicklung von manchen Lösungen in einem engen rechtlichen Rahmen bewegen. Nehmen wir als Beispiel Gesundheitsbetriebe und das Thema Desinfektion. Hier gibt es Vorgaben, die natürlich berücksichtigt werden müssen.
WRP: Reinigungen und Wäschereien möchten von ihren Lieferanten immer mehr Serviceangebote. Das hat auch damit zu tun, dass es in der Textilpflege immer weniger qualifiziertes Personal gibt. Was bedeutet diese Entwicklung für Kreussler ?
Richter: Das ist auf manchen Gebieten durchaus eine Herausforderung. Aber ich denke, schon heute können unsere Kunden aus einem großen Angebot mit umfassenden Kompetenzen wählen. Unsere Wurzeln sind in der Chemischreinigung und seitdem haben wir uns immer breiter aufgestellt. Wir sind nicht auf ein bestimmtes Kundensegment festgelegt und besitzen heute Expertise in der Lösemittel- und Nassreinigung sowie in gewerblichen und industriellen Wäschereien. Das macht auch eine Stärke des Unternehmen aus: Wir profitieren von unserem Wissen und Erfahrungen in verschiedenen Märkten, um daraus immer wieder innovative Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln.
Dr. Eigen: Im Endeffekt sind wir schon heute ein Service-Komplettanbieter, der sein Geld mit Waschmitteln verdient. Wir beraten unsere Kunden, sodass sie optimale Lösungen beim Waschen, Lösemittel- und Nassreinigen einsetzen können, bei der Dosiertechnik, beim Energie-, Hygiene-, Abfall- und Wassermanagement sowie bei der Textilkunde. Genauso beraten wir Kunden, wie im täglichen Prozess gesetzliche Vorgaben eingehalten werden usw.
Ich denke, um dem Problem des Wissensverlustes bzw. grundsätzlich dem Mangel an Mitarbeitern zu begegnen, müssen Betriebe zwangsläufig ihre Prozesse weiter automatisieren, digitalisieren und dokumentieren. Fernwartungssysteme machen diese Prozesse von außen kontrollierbar und man kann auch bei Bedarf eingreifen. Trotzdem bleibt natürlich die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit Waschmitteln im Hinblick auf Sicherheit und Prozesssicherheit dringend erforderlich.
WRP: Kreussler als Lieferant für Lösungen zum Waschen, Lösemittel- und Nassreinigen wird auch immer zuerst kontaktiert – das gilt genauso für alle weiteren Waschchemie-Anbieter in diesem Markt –, wenn der Kunde ein Problem hat.
Zeck: Weil wir mit unseren Kunden nicht nur einmal ein Geschäft machen, sind wir regelmäßig mit unserem technischen Außendienst und unseren Vertriebsmitarbeitern in den Betrieben – damit auch häufig erster Ansprechpartner für den Kunden. Und ohne unsere geschulten Mitarbeiter wäre unser Geschäft gar nicht so durchführbar, wie wir es praktizieren.
Unsere Produkte und Verfahren müssen jeden Tag sicher funktionieren. Zudem sind wir auch geschätzte Ansprechpartner nicht nur für den Bereich Energie, sondern in allen Fällen, wo die Produktion nicht richtig funktioniert. Dann setzen Kunden auf die Expertise unserer Mitarbeiter.
Das führt auch zu einer hohen Kundenloyalität. Ich denke, wir stellen unseren Kunden ein gut ausbalanciertes Außendienst- und Service-Portfolio bereit.
Dr. Eigen: Das möchte ich noch unterstreichen: Was unsere Kunden registrieren und sehr schätzen sind unsere Außendienstmitarbeiter. Alle kommen aus der Praxis, viele besitzen einen Textilreiniger-Meistertitel und hatten beziehungsweise haben ihre eigenen Betriebe. Sie kennen alle Abläufe sowie Prozesse bestens. Und können daher – wenn es mal hakt – schnell, sicher und effektiv Ursachen bereits bei einem kleinen Problem erkennen. Ihre Erfahrung und Expertise ist schlicht Gold wert – sowohl für den Kunden als auch für die Firma Kreussler.
Richter: Unsere Herausforderung ist letztlich, Lösungen anzubieten, die auch in den einzelnen Betrieben umgesetzt werden können. Wir besuchen unsere Kunden im regelmäßigen Rhythmus. Aber wir müssen genauso in der Lage sein, ihnen direkt und schnell Hilfestellung bei Problemen anzubieten, auch ohne vor Ort zu sein. Das können wir schon heute, werden diese Angebote durch die weitere Digitalisierung aber noch mehr forcieren.
WRP: Was bedeutet Digitalisierung in diesem Zusammenhang ?
Richter: Zum Beispiel können wir dadurch bei unseren Dosieranlagen unter anderem durch die Überwachung der Daten Probleme und ihre Ursachen schnell feststellen. Und das auch im Vorfeld, bevor ein Problem auftritt beziehungsweise gravierender wird.
Zeck: Es geht auch um die Vermeidung von Fehlern. Dafür unterhalten wir eine gute Serviceplanung für unsere Kunden. Wir setzen bei unserer Technik auf qualitativ hochwertige Bauteile und treiben das Thema Digitalisierung immer weiter voran.
Richter: Natürlich ist die Fehlervermeidung durch die Überwachung der Prozesse ein wichtiges Werkzeug. Genauso elementar ist die entsprechende Qualifizierung der Mitarbeiter in den Betrieben, um hier eine weitere Sensibilisierung zu erreichen. Wir haben hier mehrere Schulungsangebote: vor Ort in den Betrieben für das ganze Team beziehungsweise Weiterqualifizierungen von Betriebsleitern und Mitarbeitern mit weiteren Funktionen. Das machen wir auch hier in Wiesbaden. Diese Schulungsangebote gehören auch dazu, wenn wir die Anforderungen unserer Kunden gesamtheitlich betrachten.
WRP: Der Textilreinigungsmarkt schrumpft und in den Wäschereien sind die Claims sozusagen abgesteckt. In welchen Märkten kann sich Kreussler weiter entwickeln und wie kann dies geschehen ?
Richter: Wir haben sicherlich den Vorteil, dass wir schon gut in der Branche bekannt sind, aber prozentual noch Wachstumspotenzial haben. Insofern ist zwar der Markt durchaus aufgeteilt, aber für uns deutlich einfacher zu bearbeiten als für die etablierten, großen Wettbewerber.
Die Firma Kreussler hat heute einen sehr hohen Internationalisierungsgrad. Das wird in Zukunft noch ausgeweitet werden. Natürlich haben wir auch hierzulande Wachstumsziele. Schon heute sind wir innerhalb der Branche auch bei sehr großen Unternehmen als Problemlöser anerkannt, insbesondere, wenn es um Berufskleidung geht. Und das ist der Mehrwert für diese Unternehmen, wenn sie sich für unsere Lösungen entscheiden: Sie können ihre Folgekosten deutlich reduzieren.
Wir sehen diesen Markt nicht als statisch an, sondern denken, dass wir unser Potenzial hier bei weitem noch nicht ausgeschöpft haben.
Dr. Eigen: Das sehe ich genauso. Der Marktanteil Kreusslers am Gesamtmarkt ist sicherlich noch erweiterungsfähig. Zum Beispiel mit innovativen Lösungen wie unserem neuen Produkt OTTALIN OptiBleach. Hier haben wir es erstmalig geschafft, einen Chlorersatz auf Sauerstoffbasis für die Wäscherei zu entwickeln und damit sicherlich die Möglichkeit, weitere Bereiche des Wäschereimarkts zu erobern. Auch gibt es noch viele Länder, in denen wir in der Wäscherei unterrepräsentiert sind.
WRP: Wie wollen Sie diese unerschlossenen Potenziale weiter ausschöpfen ?
Richter: Wir haben heute in vielen internationalen Märkten und auch in Deutschland in einzelnen Segmenten sehr hohe Marktanteile. Hier werden wir versuchen, die Kundenbasis weiter zu verbreitern. Über die letzten Jahre und Jahrzehnte sind wir auch in Ländern gewachsen, in denen wir mit Angeboten für die Textil- und Nassreinigung starteten. Später kamen nach und nach Großbetriebe und Großwäschereien dazu. Auch diesen Weg werden wir weiter beschreiten.
Zeck: Wir sind ein mittelständisches Unternehmen in einer relativ kleinen und wenig sichtbaren Branche. Ich sage mit meinen 30 Jahre Berufserfahrung: Wenn es irgendwann kein Wachstum mehr geben sollte, kommen schwierige Zeiten auf uns zu. Für mich ist aber Wachstum allein kein primäres Unternehmensziel. Vielmehr muss ein Unternehmen sich die Größe schaffen, die zu seinem Umfeld und seiner Zielgruppe passt. Und es muss in diesem Rahmen profitabel sein. Unser Vorteil ist, dass die Firma Kreussler schon eine lange Unternehmensgeschichte besitzt. Wir haben es immer geschafft, im Rahmen der Internationalisierung nicht von einem Land ins nächste expandieren zu müssen. Wir helfen unseren internationalen Handelspartnern, dass sie mit unserem breiten Portfolio aus der Lösemittelreinigung in die Hotelbetriebe, in Wäschereien und in kleine Anwendungen wie Feuerwehren wachsen können. So entsteht ein natürliches Wachstum in unserer Infrastruktur und unserem Netzwerk im In- und Ausland.
Heute ist es wichtig, zu entscheiden: Wo und wie wollen wir wachsen ? Wo ist ein Wachstum auch im Sinne der Nachhaltigkeit möglich ? Schon mit unserem bestehenden Sortiment haben wir sehr viele Optionen. Und weil wir sehr breit aufgestellt sind, können wir auch Phasen gut überstehen, wenn die Geschäfte in einem Bereich mal nicht so gut laufen.
WRP: Herr Richter, welche Ziele wollen Sie mit Kreussler in diesem Jahr erreichen ?
Richter: Wir arbeiten aktuell daran, die langfristige Ausrichtung unseres Unternehmens klar zu kommunizieren. Nachhaltigkeit ist bei uns – das hatten wir schon berichtet – auch mit Blick auf unsere Historie wichtig. Wir wollen die Produkte, die wir bereits vertreiben und die mit dem EU Ecolabel zertifiziert sind, weiter in den Markt einbringen.
Innerhalb des Unternehmens soll die Digitalisierung fortgeführt werden. Und natürlich freuen wir uns auf die Texcare International in Frankfurt Anfang November in diesem Jahr. Für unseren Auftritt setzen wir viele Ressourcen ein, auch das wird uns in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen.