05.02.2021

LST Automation: Automatisierung der betrieblichen Logistik bietet größte Potentiale

WRP: LST Automation ist vor ziemlich genau einem Jahr in der Branche angetreten, um bestehende Technik in Wäschereien mit neuer Intelligenz auszustatten und damit fit zu machen für aktuelle und auch zukünftige Anforderungen. Dann kam das Coronavirus. Wie ist es dem Unternehmen seitdem ergangen?

Bernd Thielen: Für alle in der Branche war und ist das Virus eine große Herausforderung. Es hat sich natürlich auch auf unser Geschäft ausgewirkt und das tut es noch immer. Trotz der schwierigen Situation in der Branche konnten wir im letzten Jahr einige für uns sehr wichtige Projekte realisieren. Und wir haben diese Phase natürlich auch genutzt, um uns zu konsolidieren. Wir haben unser Portfolio konsequent erweitert und bestehende Lösungen weitergedacht, optimiert und vervollständigt. Unser Ziel ist, den Betrieben mit unseren Lösungen den Einstieg in die digitale Wäscherei zu ermöglichen.

WRP: Welche Projekte waren das, und wie war die Aufgabenstellung?

Thielen: Zwei größere Gruppen waren mit der Aufgabenstellung an uns herangetreten, ihnen neue Hängebahnsysteme anzubieten. In ihren Betrieben hatten sich Prozesse verändert. Für diese Wäschereien schien der zeit- und kostenintensive Austausch der bestehenden Hängebahnsysteme unvermeidbar. Wir haben ihnen trotzdem vorgeschlagen, die bestehenden Hängebahnsysteme einer Potenzialanalyse zu unterziehen. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde schließlich entschieden, die Anlagen mechanisch zu überholen und mit neuen Steuerungen auszustatten. Realisiert haben wir diese Projekte schließlich in den Wäschereien im laufenden Betrieb an Wochenenden und in der Nacht. Ähnliche Projekte haben wir auch schon mit unseren Kooperationspartnern in Übersee realisiert.

WRP: LST Automation – das steht schon im Firmennamen – beschäftigt sich mit der Automatisierung in Wäschereien. In welchen Bereichen in den Betrieben ist das Automatisierungspotential heute am größten?

Thielen: Aus unserer Sicht bietet heute die Automatisierung im Bereich der innerbetrieblichen Logistik die größten Potentiale. Für uns umfasst dies die Organisation, Steuerung, Durchführung und Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses, der Informationsströme sowie des Warenumschlags. Hier ist das reibungslose und effiziente Zusammenspiel aller am Prozess beteiligter Instanzen die größte Herausforderung, bietet aber auch die größten Möglichkeiten.

Man muss zum Beispiel nur an die endlosen Bänder in den Wäschereien denken, die die Wäschestapel hinter den Mangelstraßen und Frottee-Faltmaschinen Richtung Lager oder Expedition transportieren. Diese Bänder benötigen viel Fläche, kosten eine Menge Geld und sie trennen oftmals die Wäscherei in verschiedene Bereiche. Und wenn ein Kunde über verschiedene Mangeln gefahren wird, gibt es am Ende immer Probleme, diesen auf einem Band wieder zusammen zu führen.

Unsere alternative Lösung statt dieser Bänder ist Quick Move. Dieses innovative Transportsystem für den innerbetrieblichen Warentransport hat sich bereits in der Automobil- und Beschichtungsindustrie einen Namen gemacht. Der für uns wichtigste Vorzug dieses Systems für Wäschereien ist, dass mit Quick Move die Logistik für diese Wäschestapel vom Boden unter die Hallendecke der Wäscherei geschafft werden kann. Und das bedeutet, dass Wäschereien wieder über freie Bodenfläche – eine sehr knappe Ressource in den Betrieben – verfügen können. Zum Beispiel für Robotertechnik in der digitalen Wäscherei.

Quick Move ist ein Schienensystem mit Zügen und Wagons mit mehreren Einzelantrieben. Das System ist modular und flexibel, möglich ist damit auch eine 3D-Streckenführung: horizontal, vertikal, schräg oder eine beliebige kurvige Strecke auf engstem Raum. In der Führungsbahn fahren Züge und an die Wagen kommen Transporteinheiten, um die Wäschestapel aufzunehmen.

Am Ende dieser Anlage wird zukünftig ein Roboter stehen, der die Wäschestapel automatisch kontrolliert, verpackt, kommissioniert und an fahrerlose Transportsysteme übergibt. An dieser Vision arbeiten wir schon heute mit starken Partnern aus der Tech-Branche.

WRP: Diese beschriebenen Lösungen können wir alle als Hardware-Neuheiten klassifizieren. Was passierte auf der Software-Seite im LST Automation Sortiment?

Thielen: Unsere Hardwarelösungen, insbesondere unser Refit-Angebot für Steuerungstechnik, ebnet lediglich den Weg hin zur digitalen Wäscherei. Wir arbeiten ständig daran, mit neuen Lösungen die Automatisierung in der Wäscherei weiter voran zu treiben. Das passiert sowohl auf der Hardware- als auch auf der Software-Seite.

Ein weiterer Meilenstein für uns ist TOM. TOM ist eine integrale Software-Lösung für die Systematisierung und Automation von Wartungsaufgaben in jeder Wäscherei.

WRP: Was leistet TOM in diesem Aufgabenfeld?

Thielen: TOM übernimmt und verwaltet alle Planungsaufgaben, die im Rahmen der Wartung, Instandhaltung und Sicherheitsüberprüfung von Maschinen und Anlagen innerhalb einer Wäscherei und auch standortübergreifend anfallen. Vom Feuerlöscher über den Dampfkessel bis hin zur Waschstraße können alle Anlagen systematisch erfasst und dazugehörige Unterlagen wie zum Beispiel Betriebsanleitungen, Stücklisten, Wartungsprotokolle, Zertifikate, etc. hinterlegt und deren Nutzung automatisiert werden.

Was TOM leistet möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Gibt es ein Problem mit einer Maschine informiert TOM über eine App den dafür zuständigen Mitarbeiter beziehungsweise Techniker. Sie teilt ihm auch gleich genau mit, welches Problem ihn erwartet. An der Maschine angekommen findet der Techniker einen QR-Code. Über diesen erreicht er alle Informationen und Daten, um das Problem gleich zu beheben, zu melden oder weitere Infos, um eine Wartung durchzuführen. Übrigens ist der schnelle Zugang zu Anleitungen für Wartung und Bedienung und Dokumentationen in vielen Wäschereien ein Riesenproblem.

TOM verfügt außerdem über ein Warenwirtschaftssystem. Dieses zeigt dem Techniker sofort an, welche Ersatzteile für diese Maschine am Lager sind beziehungsweise welche alternativen Lieferanten es dafür gibt. Und das System erfasst Kosten. TOM informiert darüber, wer hat den Auftrag erledigt, wie lange hat es gedauert und wie hoch waren die Kosten für das Material? Wie ist der Status, wenn das Problem noch nicht gelöst ist? Wann ist die Maschine repariert, ist es dann nur ein Provisorium? Sind die Ersatzteile bestellt? Auch diese wichtigen Informationen liefert TOM.

Zusätzlich hat TOM ein Meldeportal. So kann der Bediener an der Maschine Störungen melden. Ist die Maschine noch nicht vernetzt, kann er über ein Popup Menü die Störungsart einfach auswählen. Die Störung geht ins System, die Verantwortlichen werden informiert und müssen reagieren. Es können auch Prioritäten festgelegt werden. Beispiel: An einer Eingabemaschine reißt ein Gurt. Das ist in diesem Augenblick noch kein Ausfall. Aber wenn in den nächsten 8 Tagen nicht darauf reagiert wird, kann‘s zum Ausfall kommen. Über das Meldeportal kann über das Problem informiert werden und die Serviceabteilung kann entsprechend ihre Ressourcen planen.

Hier kommen wir zu einem weiteren wichtigen Aspekt von TOM: Viele Wäschereien suchen händeringend nach Technikern. Andere haben gut ausgebildete und hoch engagierte Techniker, die aber kurz vor dem Rentenalter stehen. Gehen sie in den Ruhestand, geht den Betrieben auch ihr Know-how verloren. Also wird ein System wie zum Beispiel TOM immer wichtiger, dass dieses Know-how der Techniker sammelt und auf das jeder dafür Zuständige in der Wäscherei zurückgreifen kann.

WRP: Warum hat LST die Software TOM jetzt ins Portfolio aufgenommen?

Thielen: Viele unserer Kunden waren bisher der Meinung, dass der Transformationsprozess einer analogen hin zur digitalen Wäscherei ein immens kostspieliges Großprojekt ist, welches nur mit dem Austausch von Maschinen und Anlagen im großen Stil realisierbar ist.

Schon seit der Antike beschäftigen sich Menschen mit der Frage, wie sich Abläufe automatisieren lassen. Wir von LST verstehen Automation als fortschreitende Entwicklung. Es gilt für die Betriebe heute Entscheidungen so zu treffen, dass Chancen in der Zukunft bestmöglich genutzt werden können. Für uns ist deshalb die Einführung einer soliden und zukunftssicheren Software wie TOM der logisch nächste Schritt, um durch uns fit gemachte Maschinen für die digitale Zukunft miteinander zu vernetzen und unseren Kunden möglichst viele Vorzüge einer digitalen Wäscherei nutzbar zu machen. Zum Beispiel durch die Steigerung der Betriebssicherheit und Anlagenverfügbarkeit.

Übrigens ist die Integration von TOM erstaunlich einfach und prinzipiell unabhängig von Art, Anzahl und Fabrikat der Einzelmaschinen.

WRP: LST Automation wirbt mit dem Slogan „Digital laundry“, also der digitalen Wäscherei. Welche Vision steht dahinter?

Thielen: Aktuell sehen wir uns nicht als Software- oder Maschinenhersteller – auch wenn hier unsere Wurzeln liegen und wir über viele Jahre Erfahrung und großes Know-how verfügen. Wir verstehen uns als kompetenter Partner der Wäschereien auf ihrem Weg in eine digitale Zukunft. Dabei wird die smarte Vernetzung ihrer Maschinen und Anlagen entscheidend sein.

Wir sehen in dieser Branche nicht den einen Problemlöser für die Aufgaben in den Bereichen Logistik und Automation. Genauso sehen wir hier nicht einen Hersteller beziehungsweise Lieferanten, der für alle Anforderungen bezüglich Technik immer die beste Lösung liefern kann. Das eine Unternehmen hat die beste Waschtechnik, das nächste eine hohe Kompetenz für das Mangeln oder für ein Warenwirtschaftssystem usw. Unsere Aufgabe besteht dann darin, diese einzelne Maschine oder Anlage, diesen Prozess in eine bestehende Produktion zu integrieren beziehungsweise eine ganze Wäscherei so auszustatten, dass sie optimal arbeiten kann. Ich denke, der Markt wird sich dahingehend entwickeln: Es wird Maschinenhersteller geben und es wird Anbieter geben, die dazu die Logistik und die darüberliegende Intelligenz liefern.

Wenn wir über unsere Vision sprechen ist das eine digitale Wäscherei, in der es keine Trennung mehr gibt zwischen Maschine und IT, Management, Verwaltung etc. Wenn wir heute eine Wäscherei betrachten, gibt es eine Vielzahl von diesen Systemen, die aber nicht als eine Einheit agieren können. Überall gibt es Kommunikations- und Schnittstellenprobleme. Ein Beispiel: In Wäschereien gibt es Dashboard-Systeme. Diese sind aber nicht mit dem ERP-System des Unternehmens verbunden. Deshalb wissen Wäschereien heute noch nicht so ganz genau, was sie die Bearbeitung einer Serviette oder der eine Kunde kostet. Das wäre möglich, wenn die ERP- und die Dashboard-Lösung ein System wären.

Die Faltmaschine hat heute in der Stunde 1.500 Laken gezählt. Das Dashboard-System informiert, dass an der Mangel heute vier Mitarbeiter gearbeitet haben; der eine hat 250, der nächste 273 Teile geschafft. All das sind relevante Schlüsselinformationen, die aber heute nicht zusammen genutzt beziehungsweise nicht in einer einzigen relevanten Information für den Entscheider genutzt werden können. Es kann deshalb kein umfänglicher Informations- und Datenaustausch stattfinden. Aber all diese verschiedenen Systeme haben Einfluss auf die Produktion. Unser Ziel ist, nur mit einer Lösung sämtliche Prozesse innerhalb und außerhalb der Wäscherei zu orchestrieren.

Und auf diesem Weg sind TOM genauso wie die Logistiklösung Quick Move wichtige Meilensteine. Unsere Vision heißt TONI.

WRP: Was ist TONI?

Thielen: TONI ist der große Bruder von TOM. Aber dazu mehr beim nächsten Mal….



Über die Firma LST Automation

LST wurde bereits 2009 gegründet, firmierte damals als LST GmbH. Seitdem kümmerte man sich hauptsächlich um Installation und Service von Kleiderausgabesystemen. Im vorletzten Jahr wurde die Firma in LST Automation (Laundry Systems Technology Automation) umfirmiert.

Firmengründer Bernd Thielen besitzt über 30 Jahre Erfahrung in der Branche. Mit im Unternehmen arbeiten auch seine Söhne Lukas und Benedikt. Sie bringen nicht nur frische neue Ideen ein, sondern sorgen als nächste Generation für die Firmenkontinuität. Die Söhne sind in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik/Software spezialisiert und werden LST Automation später übernehmen.

LST Automation hat zur Zeit 20 Mitarbeiter. Sie alle kommen aus der Branche und kümmern sich um Software, Konstruktion, Elektroplanung und Projektorganisation. Das Unternehmen plant, sich in Zukunft auch mit dem Sondermaschinenbau zu beschäftigen, um Prozesse in Wäschereien weiter zu automatisieren und zu optimieren. Auch diese Lösungen sollen zusammen mit Kunden und für Kunden entwickelt werden.

LST Automation GmbH
An der Wäscherei 1
54655 Malbergweich
Tel.: 06563-963 866-0
E-mail: info@LST-Automation.com
Web: www.LST-Automation.com
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Foto/Grafik: LST Automation
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Foto/Grafik: LST Automation
Bernd Thielen ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mittlerweile kann er auf rund 30 Jahre Erfahrung im Wäschereimaschinengeschäft zurückblicken. 2019 gründete er LST Automation. Das Unternehmen ist auf das Thema Automatisierung spezialisiert mit dem Ziel der digitalen Wäscherei.
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Abnahme und I/O Check vor Auslieferung an den Kunden.
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