05.11.2020
Beirholm Vaeverier: „Wir haben eigentlich viele Gründe zu feiern“
WRP: Sie wollten in diesem Jahr eigentlich das 150-jährige Jubiläum von Beirholm feiern. Nun ist das Jahr bald vorbei …
Peter Beirholm: Ja, es gibt eigentlich viel zu feiern. Nicht nur das 150-jährige Firmenjubiläum. Wir sind in diesem Jahr auch ausgezeichnet worden als „best managed company“ in Dänemark. Das ist eine Art Sahnehäubchen im 150sten Jahr unserer erfolgreichen Firmengeschichte. Leider ist die COVID-19-Krise kein Umfeld für eine schöne große Feier.
WRP: Sie hätten unter normalen Umständen groß gefeiert?
Peter Beirholm: Wir finden, dass Beirholm mit seinen Kunden und Lieferanten vieles gut gemacht hat. 150 Jahre als textiles Familienunternehmen erfolgreich zu arbeiten und dann als „best managed company“ in Dänemark ausgezeichnet zu werden, das finde ich zum Feiern. Sowas ist nur möglich mit guten Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. Deshalb hätten wir das gern während der Texcare mit unseren Partnern und Freunden gefeiert, aber nun freuen wir uns auf eine Feier nach Corona.
WRP: Was hat es denn mit der Auszeichnung als „best managed company“ auf sich?
Peter Beirholm: Das ist eine Auszeichnung für Unternehmen, die in mehreren Ländern vergeben wird wie zum Beispiel in Kanada oder den Niederlanden und eben auch in Dänemark. Dabei werden die Strategien und die wichtigsten Managementfunktionen der Unternehmen von einer Jury bestehend aus unabhängigen Experten von Kapitalfonds, Geschäftsführern und Professoren unter der organisatorischen Führung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte geprüft und bewertet. Beirholm hat 2020 an diesem Programm teilgenommen und wir sind als „best managed company“ in Dänemark ausgezeichnet worden.
WRP: Herzlichen Glückwunsch, es ist schön zu hören, dass auch die Textilindustrie solche Gewinner hervorbringen kann. Was war Ihnen dabei besonders wichtig?
Peter Beirholm: Ich möchte aus dem komplexen Kriterienkatalog zwei Aspekte hervorheben: Die Jury hat betont, dass unser Managementansatz, Beirholm als Teil seines Wertschöpfungsnetzwerks zu betrachten und dabei den Nutzen aller Netzwerkmitglieder in den Mittelpunkt zu stellen, besonders positiv zu sehen ist. Unsere Perspektive ist seit Jahren von Außen nach Innen, wir suchen Lösungen nicht nur für uns, sondern wir suchen Lösungen für die Partner in unserem Netzwerk. Dann geht es allen und auch uns besser. Weiter hat mich sehr gefreut, dass bei uns das Kriterium der Firmennachfolge und damit der mögliche Zukunftserfolg sehr gut bewertet wurde. Unsere Söhne Andreas und Johannes arbeiten bereits in verantwortlichen Positionen bei Beirholm – nachdem sie gezielt Erfahrung außerhalb der Firma gesammelt haben. Beirholms Vaeverier ist also gut gerüstet, um von der Familie eine Generation weitergeführt zu werden.
Andreas Beirholm: Wir konnten nur ausgezeichnet werden, weil wir in vielen Kategorien ziemlich gut waren. Dazu gehörten auch die Nachhaltigkeit und die Unternehmenskultur. Zusätzlich möchte ich hervorheben, dass uns eine hohe Handlungsfähigkeit attestiert wurde. Und das war kurz vor Ausbruch von COVID-19.
WRP: Corona prägt ja zur Zeit alles, besonders das Beherbergungsgewerbe. Hotelwäsche ist ein sehr wichtiger Teil Ihres Geschäfts. Wie kommt Beirholm durch die COVID-19-Zeit? Wie hat sich ihre Handlungsfähigkeit in dieser Situation gezeigt?
Andreas Beirholm: COVID-19 hat uns erheblich getroffen. Sehr stark gemerkt haben wir es ab Mai 2020. Bis dahin wurden noch Altaufträge abgearbeitet. Im Vertrieb war Corona aber schon im März stark spürbar. Da haben wir sehr schnell reagiert, um den Schaden einzugrenzen und um Beirholm für die Krise schlank zu machen. Einerseits haben wir bei den Fixkosten angepackt. In Dänemark gibt es bezogen auf den Schutz der Arbeitsplätze nicht so lange Unterstützung durch Kurzarbeitergeld wie in Deutschland, deshalb haben wir bei den Personalkosten früh Anpassungsmaßnahmen eingeleitet und auch in der Lieferkette zeitnah die Probleme aufgearbeitet.
Generell kommt uns bei der Bewältigung der Coronakrise auch entgegen, dass wir finanzwirtschaftlich seit vielen Jahren sehr konservativ arbeiten, schnell unsere Rechnungen zahlen und wenig Schulden haben. Das erhöht insgesamt die Spielräume für viele Anpassungsmaßnahmen.
Peter Beirholm: Wir arbeiten bekanntlich in zwei großen Geschäftsfeldern, im Gastgewerbe mit etwa 70 Prozent und im Health-and-Care-Markt mit etwa 30 Prozent. Die haben sich etwas unterschiedlich in der Krise entwickelt, aber beide nicht gut. Sie können sich vorstellen, dass unsere ganze Lieferkette mit der Bewältigung dieses Rückgangs erheblichen Regelungsbedarf hatte.
Hier kommt uns zugute, dass unsere Geschäftsbeziehungen sehr partnerschaftlich und auch transparent sind. Es gab große Liquiditäts- und Lieferprobleme in der ganzen Lieferkette. Wir haben aber keinen Auftrag einfach storniert, sondern andere Lösungen gefunden. Das Feedback unserer Partner für die gefundenen Regelungen war sehr positiv.
Es kommt jetzt darauf an, für die kommenden Jahre die richtigen Initiativen zu setzen, um die Krise zu bewältigen und die Zukunft der Geschäfte in zeitgemäße Bahnen zu lenken. Dabei werden wir als grundlegende Bausteine unser Konzept der „context engineered textiles“, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit als die wichtigsten Stoßrichtungen voranbringen. Mit „context engineered textiles“ meinen wir grob gesagt maßgeschneiderte textile Innovationen, die den Nutzen für spezifische Einsatzzwecke bei unseren Kunden und Kunden der Kunden erhöhen können. Ein Beispiel dafür ist unsere neue Holbox-Frottierserie mit Beirtex-Technologie.
WRP: Wollen Sie alle Märkte gleichermaßen angehen?
Peter Beirholm: Die Märkte haben eine unterschiedliche Dynamik. Wir sind der Auffassung, dass der Hotelmarkt eine gewisse Zeit benötigen wird, um wieder Tritt zu fassen. Hier ist auch noch nicht sicher, wie das genau aussieht, denn das Reise- und Tagungsverhalten wird sich sicher ändern. Die vorhandene Infrastruktur werden die Hotels prinzipiell weiter nutzen können. Wir glauben aber, dass es bis 2022 oder angesichts der zweiten Welle sogar noch länger dauern wird, ehe sich der Hotelmarkt wieder richtig erholt hat. Anders sehen wir da den Health-and-Care-Markt. Hier ist die Dynamik positiver zu sehen, nicht nur, weil die Bevölkerungsstruktur diesen Markt wachsen lässt, sondern auch weil Wahlleistungen und die Souveränität von Patienten und Bewohnern eine zunehmende Rolle spielen wird. Dadurch dürfte die Nachfrage auch nach textilen Lösungen differenzierter werden, wenn entsprechende Angebote gemacht werden.
WRP: Sprechen Sie jetzt über den Pflegemarkt oder den Krankenhausmarkt
Peter Beirholm: Eigentlich über beide, aber wir wissen, dass sie sehr unterschiedlich sind. Wir sind sowohl im Altenpflegemarkt wie auch im Krankenhausmarkt gut vertreten. Und wir beobachten bei Krankenhäusern gerade, dass die Auswahl bei den Ausschreibungen nicht mehr für alle Bereiche nur nach dem Preis erfolgt. Bei den Pflegeheimen spielen sowieso das Design und die Qualität eine größere Rolle. Da sind wir seit Jahren mit unserer Picobello-Serie gut platziert.
WRP: Diese Märkte sind doch in einem beinharten Kostendruck gefangen mit etwas Differenzierung im oberen Segment.
Peter Beirholm: Wir haben nicht nur Angebote, welche die Differenzierung im oberen Teil des Marktes unterstützen, sondern auch solche, die in diesen Kostendruck passen. Unsere Kombi-Steppdecken beispielsweise, das sind 2-in-1-Decken, die keinen eigenen Bettbezug mehr benötigen, weil der Bezug Teil der Decke ist, sind zunehmend erfolgreich. Sie werden heute bereits von großen Textildienstleistern eingesetzt. Dieses Sortiment werden wir noch sehr viel variationsreicher und ökonomischer anbieten. Dabei arbeiten wir wie seit vielen Jahren mit Sapphire zusammen, die unter anderem in Europa unsere bestens eingeführte Beirtex-Bettwäsche produzieren. Sapphire hat in eine Steppdecken-Fabrikation investiert, um mit uns diesen Markt weiter zu entwickeln.
Die Pflegeheime und Krankenhäuser benötigen neue Lösungen für Bettwaren – auch wegen der höheren Hygiene-Sensibilität. Da geht es nicht mehr nur um Bettwäsche, sondern auch um Bettwaren und andere Teile des Bettenaufbaus. Wir haben hier Lösungen, die in die veränderte Hygiene- und Kostenlandschaft passen und einige unserer Textilservicekunden haben das bereits aufgegriffen.
WRP: Der Textilservice benötigt für die Kombi-Decken eine Neuauslegung seiner Kapazitäten.
Peter Beirholm: Ja, vor allem in der Logistik. In die Container gehen weniger Einheiten, auch die Waschmaschinen fassen weniger, da müssen neue Modelle erarbeitet werden, aber das lohnt sich. Auch Textilserviceunternehmen verstehen zunehmend, dass die Krankenhäuser und Pflegeheime neue Lösungen benötigen. Wir sind der Auffassung, dass von Seiten der Textilversorgung in diesem Markt noch viele attraktive Services entwickelt werden können. Daran möchten wir gern mit unserem Know-how mitwirken.
Andreas Beirholm: Ich möchte an dieser Stelle unsere innovativen Holbox Frottierhandtücher vorstellen. Sie zielen mit ihren 360 gr/qm Gewicht und einer Mischung aus 80 Prozent Baumwolle und 20 Prozent Polyester unter anderem auf den Pflegeheimmarkt ab und sind ein gutes Beispiel für das, was wir „context engineered textiles“ nennen.
Wir koppeln hier unsere bewährte Beirtex-Technologie mit einer neuen Farbtechnologie, der wir den Namen Pixel gegeben haben. Damit erzielen wir folgende Vorteile gegenüber einem Standard Frottierhandtuch: Wegen der Beirtex-Technologie trocknen die Handtücher schneller. Hier ist besonders hervorzuheben, dass die Trocknungszeiten noch kürzer sind, seit wir auch in der Florkette Polyester einsetzen können. Bei einem hohen Handtuchaufkommen in der Wäscherei könnten Tumbler gespart werden, denn wir sprechen von Zeitersparnis von 26 Prozent bezogen auf den gesamten Waschzyklus und 35 Prozent bezogen auf die Trocknungszeit.
Bei der neuen Farbtechnologie Pixel wird nur mit Dispersionsfarbe gearbeitet, das heißt, die Baumwollanteile reagieren nicht, nur das Polyester nimmt die Farbe an. So können wir erst verfahren, seit wir Polyester in der Florkette für die Schlinge einsetzen können. Dafür war es notwendig, die Schlingenfestigkeit mit Polyester im Flor sicherzustellen. Durch diese Neukonzeption der Florkette war es möglich, das gesamte Produktionskonzept farbiger Frottierhandtücher neu zu gestalten.
Technisch und ökonomisch ist dabei weiter hochinteressant, dass die Farbe nicht ausblutet und auch nach vielen Wäschen die Farbechtheit kaum nachgelassen hat. Das ermöglicht längere Lebenszyklen, mehr Vermietungen, eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und einen Wäschepool, der immer gut aussieht.
Pro Wäsche verringern sich für ein Handtuch die Prozesskosten erheblich und darüber hinaus kann das Handtuch länger im Umlauf gehalten werden. Das ist nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch ökologisch ein Fortschritt. Die Verringerung der Prozesszeit führt auch zu einer Verringerung umweltschädlicher Emissionen in der Wäscherei. Weiter bieten wir die Handtücher standardmäßig mit „Made in Green“ und Öko-Tex-100-Zertifizierungen an. Und wenn Sie Produkte aus der Holbox-Serie kaufen, unterstützen Sie auch die „Better Cotton Initiative“. Das Ganze bekommen wir mit einem attraktiven Preis hin.
Aber das ist noch nicht alles. Da kommt noch obendrauf, dass die Beirtex-Technologie deutlich weniger Mikroplastik in der Wäscherei verursacht als Handtücher mit Standardmischungen.
WRP: Beirholm trat als Frottieranbieter bisher ja eher mit schönen kombinationsfähigen Designs an, aber die Kombination aus Beirtex-Gewebe und Ihrer Farbtechnologie Pixel hört sich wirklich bahnbrechend an.
Andreas Beirholm: Wir sagen, es ist eine Revolution, eine neue Generation von Frottierhandtüchern. Wir erzielen viel bessere Ergebnisse in der Wäscherei, das ist die Verbesserung des „operational fit“, es passt hervorragend in eine Reihe von Märkten wie zum Beispiel den Pflegeheimmarkt, dass ist der „market fit“, wir können es designmäßig prima in unsere Gesamtkollektion mit einem „total look“-Konzept integrieren und es ist ökologisch herausragend.
WRP: Was hat es mit der geringeren Emission von Mikroplastik auf sich?
Andreas Beirholm: Wir waren daran interessiert, wie der Faserverlust durch das Waschen von Beirtex-Geweben mit 60 Prozent Polyester und 40 Prozent Baumwolle im Vergleich zu Standardgeweben mit einer 50/50-Mischung aussieht. Hohenstein hat das mit einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung analysiert. Dabei ist herausgekommen, dass nach fünf Waschzyklen beim Beirtex-Polyester nur halb so viele Mikrofaser-Partikel herausgewaschen werden wie bei einem normalen Standardhandtuch (50/50 Mischung). Das gilt auch für recyceltes Beirtex Polyester. Das heißt, die industrielle Wäsche von Beirtexgeweben verursacht weniger Mikrofaserplastikemissionen als Standardgewebe. Außerdem führt der generell geringere Faserverlust auch aus dieser Perspektive zu einem längeren Lebenszyklus der Beirtex-Textilien.
WRP: Das ist jetzt ein sehr komplexer Sachverhalt, den ich mal als typisches Beispiel dafür verstehe, was Sie mit „context engineered textiles“ meinen. Der zentrale Punkt in diesem Beispiel ist die verbesserte Performanz des Textils in der Wäscherei. Dabei schauen Sie aber auch auf die Designmöglichkeiten, um für den Kunden der Wäschereien ansprechende Farben und Dessinierungen über die gesamte Produktpalette anbieten zu können und Sie haben die Nachhaltigkeit nicht nur der Wäschereiproduktion im Blick, sondern der textilen Kette insgesamt. Das ist für jedes Glied der textilen Kette bis hin zum Hotelgast von zunehmender Wichtigkeit.
Peter Beirholm: Ja, es ist eine Kombination verschiedenster Techniken, die wir teilweise über Jahre in den unterschiedlichen Teilen unseres Wertschöpfungsnetzwerks entwickelt haben und nun bei den Handtüchern so zusammenführen konnten. Es erlaubt uns auch, ein komplettes Ausstattungsprogramm für Schlafzimmer und Bad mit Beirtex anzubieten, sodass wir mit unseren Kunden breiter und tiefer zusammenarbeiten können. Das macht es für alle Seiten effizienter und interessanter.
WRP: Lassen Sie uns die Umweltseite vertiefen. Die derzeitige Krise soll ja auch genutzt werden, um zukunftsorientierte Technik und Lebensweisen zu fördern. Die EU-Kommission hat dafür den European Green Deal ausgerufen und Sie haben das textile „Green Deal Network“ gestartet. Was hat es damit auf sich?
Andreas Beirholm: Mit dem Green Deal Network schaffen wir eine ganz neue Kommunikations- und Marketingplattform, die heute zwar ihren Ausgangspunkt bei Beirholm nimmt, aber so flexibel konzipiert ist, dass sie für weite Teile der textilen Kette bis hin zu den Textilservicekunden und deren Kunden genutzt werden kann.
Eine der Ausgangsideen sieht so aus: Ein Gast kommt in ein Hotel und sieht auf seinem Bett oder im Spiegel des Badezimmers einen QR-Code mit der Frage „Wollen Sie wissen wie nachhaltig die Bettwäsche oder das Handtuch ist, welches Sie hier benutzen, dann scannen Sie den QR-Code“. Der QR Code führt zu mehreren Modulen entlang der Wertschöpfungsstufen: zur Wäscherei, die sich zum Beispiel mit einem Video vorstellen kann und dabei ihre nachhaltige Seite darstellen soll, dann zum Anbieter des Fertigprodukts, also zum Beispiel zu Beirholm, wo wir beispielsweise unsere Zertifizierungen der Produkte und unsere Prinzipien darstellen, dann zum Produzenten der Textilien wie in unserem Fall häufig der Firma Sapphire, die insgesamt und mit ihren CSR-Maßstäben dargestellt wird, bis hin zum Modul für die Baumwollproduktion. Diese Module nach den Wertschöpfungsstufen haben wir bereits digital implementiert und mit ersten Inhalten gefüllt. Bezüglich der Baumwollproduktion sind wir dabei derzeit noch auf der Ebene der Entkörnungsbetriebe, aber wir arbeiten bereits an den Anbauregionen und können, wenn bekannt, auch einzelne Baumwollfarmer einfügen. Und schließlich haben wir auch noch das Modul Zirkularität eingebaut. Da kann konkret gezeigt werden, wie das vom Textilservice ausrangierte Textil wiederverwendet wird.
WRP: Das wollen Sie für alle Beirholm-Produkte und Beirholm-Partner vom Hotel bis zum Baumwoll-Entkörnungsbetrieb machen?
Andreas Beirholm: Wir bieten das unseren Partnern an. Es ist eine Antwort auf das Verlangen von Hotelgästen und Öffentlichkeit nach Transparenz in der Lieferkette. Es kann für Textilserviceanbieter aber auch nützlich sein, um die eigenen Leute zu schulen oder um das Marketing zu unterstützen. Es kann aber auch für ein Hotel interessant sein, den QR-Code auf der Webseite zu platzieren oder in Prospekten. Wir folgen hier unserer generellen Philosophie, Transparenz und Offenheit für das gesamte relevante Wertschöpfungs- und Nutzernetzwerk zu schaffen.
WRP: Und alles unter dem Namen Beirholm?
Andreas Beirholm: Nein, unter dem Namen Green Deal Network. Das hat seine eigene Domain: www.greendeal.network. Wir werden allerdings die Beirholm Webseite damit verlinken, aber das werden Partnerwäschereien auch tun und das ist ja auch Sinn der Sache, weil die Transparenz gefördert wird. Zu unseren Partnern im Green Deal Network gehören Blycolin und Servitex. Wenn der QR-Code zum Beispiel bei einem Blycolin-Kunden auf dem Bett aufgestellt ist und gescannt wird, dann wird nicht Beirholm erscheinen sondern Blycolin oder vielleicht auch der Kunde von Blycolin, das Hotel. Und von dort aus geht es in die Reise der verwendeten Textilien zu ihrem Ursprung und zu ihrer zirkulären Weiterverwendung. Alles unter dem Namen von Blycolin oder Servitex oder für wen auch immer die Seite individualisiert wird. Grundsätzlich bieten wir unsren Partnern an, die Landing Page, die beim Scannen des QR-Codes aufgerufen wird, zu individualisieren.
WRP: Selbst die Zirkularität als Leitidee zukunftsorientierten Wirtschaftens haben Sie als Modul aufgenommen. Das ist nicht einfach, konkret zu füllen.
Andreas Beirholm: Es gibt eine ganze Reihe von Initiativen. Wir haben gerade mit der schwedischen Firma „ReusedRemade AB“ eine Vereinbarung dahingehend getroffen, dass wir Textilserviceunternehmen dazu bewegen, ihre ausrangierte Hotelbettwäsche an ReusedRemade zu geben, weil diese Firma daraus gute und beliebte Tragetaschen macht. Die Wiederverwendung der Stoffe ist die nachhaltigste Lösung, die denkbar ist. Besser wäre vielleicht die Vermeidung der Nutzung natürlicher Ressourcen. Dazu tragen wir auch bei, indem wir den Lebenszyklus unserer Produkte verlängern. Jedenfalls spart jede Weiterverwendung als Tasche im Verhältnis zur Neuproduktion etwa 1.500 Liter Wasser, 50 Gramm Chemikalien, 20 Zentiliter Rohöl und 2,6 Kilo CO2-Emissionen. Für 2021 wollen wir zusammen mit Partnern 300 Tonnen ausgemusterte Hotelbettwäsche für ReusedRemade zusammenzubringen.
WRP: Das hört sich alles sehr zeitgemäß an, wenn ich daran denke, dass immer mehr Konsumenten „grün“ kaufen, die Bundesregierung an einem Lieferkettengesetz arbeitet, den Grünen Knopf implementiert hat und bei öffentlichen Aufträgen beziehungsweise von öffentlichen Unternehmen zunehmend nachhaltig produzierte Waren eingekauft haben möchte.
Andreas Beirholm: Wir wollen die textilen Ketten konkret sichtbar machen und dabei aufzeigen, wo sie wie nachhaltig arbeitet, mit welchen Zertifikaten, in welchen Umgebungen, mit welchen Arbeitsbedingungen und mit welchen konkreten Aktionen das Ende der bisherigen Nutzung verbunden ist. Beirholm beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem eigenen Wertschöpfungsnetz. Das können wir so sehr schön sichtbar machen, und wenn andere das auch können und wollen, dann wächst das Green Deal Network schnell.
WRP: Machen Sie das auch für Konkurrenten? Oder nur für das Beirholm Netzwerk und Beirholm Partner?
Andreas Beirholm: Wir wollen klar über das Beirholm-Netzwerk hinausgehen. Der Anfang liegt bei unseren Partnern, weil da unser Erfahrungshintergrund ist. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass wir Berufsbekleidungsunternehmen hier mit aufnehmen, oder Wäschereien, die nur partiell mit uns zusammenarbeiten. Die konzipierten Module lassen das zu. Wir müssen hier aber noch Erfahrung sammeln. Es ist auf alle Fälle ein lebendiges System, wo wir heute schon wichtige Weiterentwicklungen in Angriff genommen haben. Wir werden beispielsweise schon bald eine CO2-Reise für unsere Produkte hinterlegen können.
WRP: Was hat Beirholm davon, wenn Sie das für die Welt machen?
Andreas Beirholm: Das ist insgesamt noch nicht abzusehen. Aber wir machen es auch für uns, weil wir auf dieser Plattform unser gesamtes Nachhaltigkeitskonzept konkretisieren können. Momentan verzeichnen wir sehr großes Interesse bei Textilserviceunternehmen und Hotels. Die finden das Green Deal Network ein hervorragendes Kommunikations- und Marketinginstrument. Zusätzlich interessant ist, dass es selbstverständlich auch für Smartphones entwickelt ist und deshalb leicht zugänglich ist. Wir profitieren als Beirholm so gesehen allein schon davon, dass wir unseren Kunden und Kundeskunden wieder Anregungen geben können, über die sie etwas für ihre Kunden tun können. Damit kann man selbst in Krisenzeiten über die Zeit nach der Krise sprechen. Stand heute werden wir im Textilservice mit Servitex und Blycolin beginnen, den skizzierten Rahmen zu füllen. Aber da wird noch viel mehr kommen. Das Interesse ist enorm.
Alles in allem bieten wir ab jetzt unseren Partnern, die ihre nachhaltigen Entscheidungen transparent, einfach und digital darstellen möchten, das GreenDeal-Network-Tool an. Das ist eine Art „On-Demand“-Nachhaltigkeit, da mehrere von unseren Partnern ab sofort GreenDeal Network als digitales „Addon“ mit den Beirholm-Produkten den Hotelkunden zur Verfügung stellen können.
Peter Beirholm: Hier gibt es auch eine Brücke zum dritten Bereich, in welchem wir mit unseren Partnern wachsen wollen, der Digitalisierung. Mit dem Green Deal Network stellen wir ein digitales Kommunikations- und Marketingprodukt vor und nähern uns unseren Partnern auf dem Gebiet einer digitalen Kooperation. Da gibt es aber noch viel mehr Möglichkeiten, welche gerade unsere jüngere Generation sieht.
Andreas Beirholm: Wir sagten ja bereits, dass wir intern viele Prozesse digitalisiert haben und dadurch in den Abläufen schneller und sicherer geworden sind. Auf dieser Basis wollen wir auch die Schnittstellen zu unseren Kunden weiterentwickeln. Dabei geht es einerseits um administrative Vereinfachungen, andererseits aber auch um gemeinsam realisierbare Verbesserungen im Warenfluss, um beispielsweise Lieferzeiten zu verkürzen. Wir könnten zum Beispiel einen „On-demand-Service“ mit unseren engen Partnern installieren, der viel effektiver und schneller abzuwickeln ist als normale Bestell- und Liefervorgänge etc.
Peter Beirholm: Unser Geschäftsmodell ist darauf aufgebaut, intelligent und engagiert zusammenzuarbeiten. Das ist seit Jahren unser Weg und wir haben dabei zunehmende Verbesserungen in unserem Wertschöpfungsnetzwerk erzielt. In der derzeitigen Phase sehen wir noch große Potenziale im Marketing, Vertrieb und im Produktmanagement, um die Zusammenarbeit konkret zu intensivieren und für alle Seiten mehr Nutzen zu schaffen. Das geht allerdings besser, wenn man mit einem Partner über 70 oder 80 Prozent der von ihm genutzten Textilien zusammenarbeitet. Da liegen mehr Effizienzreserven und Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft als wenn die gemeinsame Basis bei zehn Prozent der Textilien liegt. Unsere Ansätze und Konzepte sind attraktiv, zukunftsweisend und wir haben eine gute, junge Mannschaft. Deshalb sehe ich in der aktuellen Krise positiv in die Zukunft.
Familienunternehmen Beirholm: 150 Jahre und sechs Generationen
1870
Das Familienunternehmen Beirholm wird von Peter Mogens Beirholm gestartet, der mit Handwebstühlen ein Zusatzeinkommen zu seinem Einkommen als Bauer erarbeitete.
1877
Jakob Beirholm setzt die Arbeit seines Vaters mit einer neuen Handweberei fort. Er schafft mit mechanischen Webstühlen im Zuge der industriellen Entwicklung Dänemarks eine neue Basis für die Weberei, die nun im Vollerwerb betrieben wird und seit 1905 von Kolding aus ganz Dänemark beliefert.
1921
Beirholm wird in der dritten Generation von den Brüdern Peter und Jess Beirholm geleitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen sich in Dänemark die Wäschereien umzustrukturieren und das amerikanische Vermietungsmodell für Textilien zu übernehmen. Beirholm beginnt, sich auf die Belieferung von Textilserviceanbietern für das Hotelgeschäft auszurichten.
1956
Mogens Beirholm tritt in die Firma ein und steuert diesen Entwicklungsprozess zusammen mit seinem Bruder Bent. Das Geschäft wächst kräftig und es werden größere Räumlichkeiten bezogen. Bereits 1978 wird die Produktion jedoch aufgegeben, weil sie in Dänemark nicht mehr profitabel ist. Beirholm beschafft die Textilien nun zunächst in Dänemark, später bei Partnern in Osteuropa.
1987
Peter Beirholm kauft in fünfter Generation das Unternehmen und entwickelt es weiter. Der Export nach Westeuropa, insbesondere in die deutschsprachigen Länder wird stark ausgebaut. Die textile Zusammenarbeit wird vor allem mit wenigen asiatischen Partnern vertieft. Das Geschäftsmodell wird als Know-how-Modell über die gesamte Wertschöpfungskette ausgebaut. Loyale Zusammenarbeit, enge Partnerschaft und Wissensaustausch spielen eine zentrale Rolle. Dabei wird das Konzept der „context engineered textiles“ geschaffen und Beirtex-Textilien als textiltechnologisches Resultat.
2019
Andreas und Johannes Beirholm, die sechste Generation der Familie Beirholm, treten in das Unternehmen ein.
BEIRHOLMS VÆVERIER A/S
Beirholms Væverier A/S
Nordager 20
DK – 6000 Kolding
Tel.: +45 75 52 45 55
Fax: +45 76 33 90 97
E-Mail: beirholm@beirholm.dk
www.beirholm.dk
Gründungsjahr: 1870
Mitarbeiterzahl: 52
Geschäftsführung: Peter Beirholm, Inhaber
Geschäftsentwicklung: Andreas Beirholm
Export - Deutschland:
Peter Beirholm, Verkaufsdirektor
Jacob Ørskov, Sales Manager
Kent Hansen, Sales Manager
Naomi Rasmussen, Sales Manager
Nikolaj Juulsgaard, Sales Manager
Susanne Andersen, Sales Manager
Søren Johannes Bjerre, Sales Manager
Claus Bjørn Petersen, Sales Manager
Produkte und Dienstleistungen:
Produktentwicklung und Vertrieb von Hochleitungstextilien an Mietwäschereien
- Bettwäsche und Laken
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