21.11.2023

Hakro will mehr alte Textilien recyceln

2022 fielen allein in Europa laut einer Studie von McKinsey & Company etwa 7,5 Millionen Tonnen an Textilmüll an. Mindestens 20 Prozent davon könnten recycelt werden, so die Annahme der Studienmacher. Aktuell würden jedoch weniger als ein Prozent dazu verwendet. Hakro sieht das bisherige Fehlen von logistischen Strukturen und technischen Möglichkeiten als ein Hauptproblem, um aus alten Fasern neue Textilien zu fabrizieren.

Als Teil der ressourcenintensiven Textilindustrie sieht sich Hakro laut eigener Aussage verantwortlich gegenüber Umwelt, Klima und Gesellschaft. Daher würde Bekleidung im Haus für die starken Beanspruchungen im beruflichen Alltag entwickelt und unter fairen Bedingungen produziert. Trotz einer langen Haltbarkeit gehen aber auch diese Textilien schließlich kaputt. Darum sucht Hakro aktiv nach Lösungen, um die in seinen Produkten verarbeiteten Fasern künftig mehrfach zu verwenden.

Dafür kooperiert das Unternehmen mit dem Faserrecycling-Start-up Turns, um einen eigenen, geschlossenen Wertstoffkreislauf für Baumwollfasern aufbauen. Langfristig ist die zirkuläre Wiederverwertung aller Materialmischungen und Produkte geplant.

Bisher kaum Einfluss auf Entsorgung der Textilien

Dazu sagt die Geschäftsführerin von Hakro, Carmen Kroll: „Als Hersteller von hochwertiger Berufsbekleidung setzen wir uns für eine nachhaltige Wertschöpfungskette ein. Das geht über den letzten Arbeitstag der Textilien hinaus. Bisher hatten wir leider kaum Einfluss auf die Entsorgung unserer Produkte. Darum sind wir sehr froh, unseren Kunden jetzt auch eine nachhaltige End-of-Life-Lösung anbieten zu können.“

Kroll weiter: „Mit Turns haben wir dafür den besten Partner gefunden. Die Recycling-Expertinnen bieten eine innovative Rundum-Sorglos-Lösung an, sie übernehmen die komplette logistische Abwicklung und steuern die Qualität des Recyclingprozesses. Das Konzept der beiden Gründerinnen hat mich von Anfang an begeistert. Darum bin ich froh, sie auch als Business Angel unterstützen zu dürfen.“

Automatisierung aller Arbeitsschritte geplant

Am Anfang des Turns Faserkreislaufs steht eine KI-basierte Materialerkennung. Die ausgetragenen Alttextilien werden zunächst nach Farben und Fasereigenschaften sortiert, anschließend die Fasern mit feinen Nadeln aus dem Material gelöst und mit frischer, nachhaltiger Baumwolle zu neuen Garnen und Baumwollstrick verarbeitet. Einige Arbeitsschritte müssen zurzeit noch arbeitsintensiv per Hand ausgeführt werden, aber bis Ende 2024 soll die gesamte Wiederverwertung automatisiert sein.

Anders als beim chemischen Recycling, bei dem das Material mit hohem Energieaufwand synthetisch in seine Grundbausteine zerlegt und Baumwolle zu Zellulose downgecycelt wird, bleibt die Faserstruktur beim Faser-zu-Faser-Recycling erhalten. Die Fasern werden jedoch bei jedem Recyclingvorgang etwas verkürzt und sind deshalb zurzeit noch nicht für die Herstellung besonders robuster und langlebiger Berufsbekleidung geeignet.

Textilien für den alltäglichen Gebrauch lassen sich aus den Kreislaufgarnen jedoch problemlos herstellen. So kam Hakro auf die Idee, seiner Berufsbekleidung eine moderne Casual-Linie zur Seite zu stellen.

Alte Kleidung wird zu T-Shirts

Die neue Marke trägt den Namen „HELLO AGAIN“. Sie besteht aus lässig geschnittenen T-Shirts, Sweatshirts, Sweatpants und Hoodies im bequemen Oversized-Style in Natur- und Pastelltönen. Die Farben ergeben sich teilweise aus den verwendeten Recyclingfasern. So wird der Ursprung des Textils auf dezente Weise erlebbar, was den Modellen eine besondere Authentizität verleiht, findet der Hersteller.

Der Anteil an recycelten Fasern liege schon jetzt bei 30 Prozent und soll mit den wachsenden textiltechnischen Möglichkeiten weiter erhöht werden. Die ersten Textilien der Marke werden voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres verfügbar sein. Das neue, nachhaltige Label richtet sich an eine breitere Zielgruppe als die klassische Hakro-Berufsbekleidung. Deshalb soll sich auch die Marketing- und Vertriebsstrategie deutlich von der Strategie für Berufskleidung unterscheiden.

Heute schon für 2030 arbeiten

Jürgen Pruy, Bereichsleiter Vertrieb und Partnerschaften bei Hakro, ist besonders stolz darauf, dass seine Firma jetzt die Weichen für die bis 2030 zu erreichenden Ziele der EU-Green-Deal-Richtlinien stellt und erklärt: „Kreislaufwirtschaft lässt sich nur gemeinsam mit Fachhandelspartnern, Verbraucherinnen und der gesamten Branche wirklich in Gang bringen. Da braucht es dringend Impulsgeber.“

Pruy fährt fort: „Nach dem Motto test, learn, build bigger haben wir uns einfach auf den Weg gemacht. Das positive Feedback vieler Kunden und Stakeholder gibt uns richtig Rückenwind. Wir hoffen, dass wir dadurch vielleicht auch andere dazu inspirieren, textile Kreislaufwirtschaft aktiv umzusetzen.“
Hakro will mehr alte Textilien recyceln
Foto/Grafik: Hakro
Hakros Geschäftsführerin Carmen Kroll will mehr alte Textilien zu neuer Kleidung recyceln.
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