08.08.2022
Stiftung vergibt Preis für gewebte Herzklappe
Aus Textilien Ersatzteile für menschliche Herzen herzustellen klingt abenteuerlich. Doch die Technik bietet großes Potenzial. Das zeigt eine aktuelle Diplomarbeit. Dafür gab es den Peter Dornier-Stiftungspreis.
Empfänger des Preises ist Diplomingenieur Mathis Bruns am Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der TU Dresden. Er stellte sich für seine Diplomarbeit die Frage, ob sich Herzklappen auch weben lassen. Mit dem Preis verbunden ist eine Prämie von 5.000 Euro.
Neue Methode bietet viele Vorteile
Gegenüber bisherigen Ersatzherzklappen soll der textile Ansatz einige Vorteile bringen, schreibt die Stiftung. So können mechanische Herzklappen beim regelmäßigen Öffnen und Schließen ein Geräusch erzeugen. Ein Viertel ihrer Träger klage daher über Schlafstörungen. Zudem müssen blutverdünnende Medikamente lebenslang eingenommen werden.
Biologische Klappen werden u.a. aus Tiergewebe hergestellt. Der Aufwand ist hoch und die Lebensdauer kürzer als bei der mechanischen Form. Die gewebte Herzklappe, so die Hoffnung, hat diesen Nachteil nicht.
Einsatz minimalinvasiv möglich
Außerdem soll die neue Herzklappe bei Patienten minimalinvasiv an ihren Einsatzort gelangen. Dazu wird sie mit einem Katheter über die Blutbahn zum Ziel geschoben und dort entfaltet. Brustkorb und Herz müssen für ihre Einsetzung nicht geöffnet werden.
Daher beschäftigt sich Bruns mit der gewebten Alternative. Unterstützung bekam seine Forschung von Herzchirurgen des Herzzentrums Dresden und der Uniklinik Würzburg.
Potenzial der Webtechnik aufgezeigt
Dr. Adnan Wahhoud ist Kurator für Textiltechnik an der TU Dresden und würdigt die Diplomarbeit: „Der Preisträger demonstriert mit seiner Arbeit sehr anschaulich, welches Potenzial in der Webtechnik steckt, um Gewebe herzustellen mit dem Ziel, das Leben von Menschen zu verlängern und zu verbessern.“
„Die Ergebnisse von Herrn Bruns Diplomarbeit können die Grundlage sein für eine deutlich verbesserte medizinische Versorgung von Menschen mit unzureichender Herzklappenfunktion“, findet Maja Dornier, Vorsitzende der Stiftung.
„Textilgewebe ähnelt menschlichem Gewebe“
Bruns selbst: „Ein besonderer Vorteil unseres Ansatzes liegt in der integralen Herstellungsweise.“ Bisher hätte die komplexe Form und Funktion von Herzklappen gewebte Alternativen verhindert. Durch die Nutzung zweier unterschiedlicher Maschinen konnte jetzt ein Modell entstehen, dass ohne Nähte auskommt. Nähte sind Schwachstellen bei Textilien.
„Textiles Gewebe ist dem menschlichen Gewebe sehr ähnlich.“ Deren „Fadenförmigkeit“ mache gewebte Implantate besonders interessant, so Bruns weiter.
Stiftungspreis noch neu
Der Peter Dornier-Stiftungspreis wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten junger Menschen in der Textiltechnik, Folientechnik, der Luftfahrt und zu Verbundstoffen verliehen. Peter Dornier, Gründer des gleichnamigen Unternehmens, hatte die Idee. 2021 wurde der Preis zum ersten Mal verliehen.
Seine Stiftung fördert die Medizinforschung zudem mit Finanzmitteln. Auch Hospize unterstützt die Organisation.
Neben der Stiftung überzeugte die gewebte Herzklappe auch ein Expertengremium auf den Messen Techtextil und Texprocess. Sie vergaben daher einen Innovationspreis für die Forschung.
Zudem konnte sich die TU Dresden auf der Techtextil über zwei Nachhaltigkeitspreise freuen. Die vergab die WalterReiners-Stiftung.Der WRP-Newsletter: Hier kostenlos anmelden