07.11.2022
Recycling-Textilien bestehen Praxistest
Die lineare Textilwirtschaft, bei der Kleidung am Ende ihrer Nutzungsdauer entsorgt wird, ist weniger umweltfreundlich als eine Kreislaufwirtschaft, wo die Sachen so lange wie möglich wieder aufbereitet werden. Ein Praxisprojekt ging der Frage nach, ob neue Recycling-Textilien sich dafür eignen. Die Ergebnisse stellte das Forschungsprojekt DiTex kürzlich vor.
Demnach überzeugten die neuen Textilien die Tester und bestanden den Einsatz in der Praxis. Die Forscher sehen dadurch ein großes Potenzial für eine Textilwende hin zur Kreislaufwirtschaft bei gewerblichen Textilien.
Recycling nicht als einzige Lösung
„Die DiTex-Textilien wurden kreislauffähig designt und konnten auch recycelt werden“, so fasst Projekleiter Frieder Rubik vom IÖW die Ergebnisse zusammen. „Das ist ein wichtiger Baustein für eine zirkuläre Textilwirtschaft. Aber unser Projekt zeigt auch: Recycling ist nicht die einzige Lösung für die Umweltprobleme der Textilbranche.“
Sven Gärtner (ifeu) ergänzt, dass durch die Nutzung von Polyester statt Baumwolle für Fasern über 90 Prozent weniger Umweltwirkungen auf Wasser und Anbauflächen entstünden. Gärtner weiter: „Wird Lyocell statt Baumwolle verwendet, liegen die Einsparungen beim Wasserfußabdruck in ähnlicher Höhe, während beim Flächenfußabdruck noch etwa 70 Prozent der Umweltwirkungen eingespart werden können.“
Designs für die Branche entwickelt
Kim Hecht von Hohenstein: „Die drei Produktdesigns für zirkuläre, gewerbliche Textilien können nun von Herstellern und Textilservices genutzt und weiterentwickelt werden.“
Laut Guido Reinhardt (ifeu) müsse der Kreislaufgedanke schon beim Design von Produkten berücksichtigt werden: „Design for Circularity bedeutet, dass Recyclingfasern eingesetzt werden, Baumwolle durch ressourcenschonendere Materialien wie Lyocell oder Recycling-Polyester ersetzt wird und die Produkte langlebig und reparaturfähig entwickelt werden. Voraussetzung für einen geschlossenen Kreislauf ist, dass die Textilien am Ende tatsächlich recycelt werden.“
Zudem müssten alle Akteuere der textilen Produktkette an einem Strang ziehen, um die Kreislaufwirtschaft möglich zu machen.
Polizei und Reinigung erprobten Textilien
Konkret wurden eigens für das Projekt entwickelte, kreislauffähige Poloshirts, Businesshemden und Bettwäsche in einem Mietwäschesystem getestet. Zum Einsatz kamen sie bei Reinigungskräften und der Polizei. Anschließend wurden die Stoffe recycelt.
Das Projekt dauerte drei Jahre, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) geleitet. Weitere Projektpartner waren das Institut Hohenstein, das Texoversum - Fakultät Textil der Hochschule Reutlingen - und das ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg). Die Wirtschaft wurde durch Dibella, Wilhelm Weishäupl und circular.fashion vertreten.
Als Ausgangsmaterial diente eine Auswahl von Fasern und Materialien, die ökologisch optimiert und recycelt waren. Daraus entstanden robuste Textilien, um sie so lang wie möglich vermieten zu können. Durch digitale Nachverfolgung wurde der Lebenszyklus der Textilien erfasst.
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